Was „Experten“ auf dem Kongress so raten

Bischof Huber will Gewinnbeteiligungen. Ansonsten rät die Expertenrunde den CDUlern wenig Konkretes

Unternehmen sollten eine Bindung an ihre Arbeitnehmer und an ihre Heimat haben

BERLIN taz ■ Experten sollten’s richten. Unter der Überschrift „Werte konkret –Verantwortung gelebt“ sollten sie dem CDU-Parteitag Orientierung geben. „Konkrete“ Ratschläge gab es jedoch kaum. Lag’s am Podium? Dort standen der Wirtschaftsethiker Karl Homann, der Unternehmer und Konrad-Adenauer-Enkel Patrick Adenauer, der EKD-Chef Bischof Wolfgang Huber – und die Moderatorin und Unicef-Vertreterin Nina Ruge.

Immerhin: Nach Werten wie Engagement, Verantwortung und Bescheidenheit riefen die Experten vor allem bei Privatpersonen und Managern. Letztere sollten Arbeitnehmer auch nach sozialer Kompetenz beurteilen. Einig war sich die Runde, dass eine persönliche Bindung zwischen Arbeiter und Unternehmen gut sei. Und einen der wenigen konkreten politischen Bezüge stellte Huber her: Er regte eine Gewinnbeteiligung für Arbeitnehmer an. Auch eine Heimatbindung der Unternehmen sei wünschenswert.

Allerdings nicht so, wie sie sich der abwesende CSU-Chef Edmund Stoiber vorstellt. Der hatte patriotische Unternehmer gefordert, die bei Wegzug ins Ausland zahlen. „Wer so etwas fordert, hat die Marktwirtschaft nicht verstanden“, sagte Ökonom Homann, für den Gerechtigkeit oft aus der Marktwirtschaft heraus entsteht.

Für die anwesenden Politiker hingegen blieben die Ratschläge eher vage. Selbst beim Thema Deutschpflicht auf dem Schulhof, für die sich die Union aussprach, blieb die politische Ebene ausgespart. Gelobt wurde die Zivilcourage der Rektorin, die mit ihren Schülern die Deutschpflicht vereinbarte. Mit deutscher Leitkultur habe das aber nichts zu tun.

Persönliches Engagement ist für Nina Ruge der Schlüssel zu mehr Gerechtigkeit. Als Unicef-Vertreterin lobte sie die vielen freiwillig Engagierten. Ruge forderte, Ehhrenamtlichen mehr Anerkennung zu schenken – und gab den anwesenden CDUlern mit schließlich doch noch einen konkreten Ratschlag: Sie sieht die Zukunft des Ehrenamts nämlich in der Betreuung der wachsenden Zahl Pflegebedürftiger. An den enormen Kosten, die den Staat überlasteten, könne man mit Freiwilligen sparen, sagte Ruge. Und der Wert der Anerkennung für deren Dienste kostet schließlich nichts.

KERSTIN SPECKNER