portrait
: Der Friedensstifter mit Vermögen

Knapp ist es geworden für Oscar Arias Sánchez. Die fast dreiwöchige Handauszählung der bei den Präsidentenwahlen in Costa Rica abgegebenen Stimmen bestätigt inoffiziell seinen Wahlsieg mit 40,9 Prozent. Damit hat er die 40-Prozent-Hürde gerade überschritten und seinen Rivalen Otón Solís mit mageren 1,1 Prozentpunkten überflügelt. Kein stolzes Ergebnis für einen, der mit fliegenden Fahnen auf den Posten zurückzukehren wollte, den er von 1986 bis 1990 schon einmal inne hatte.

Damals konnte er sich im aufgewühlten Zentralamerika als Friedensstifter profilieren und Amtskollegen verpflichten, mit ihren jeweiligen bewaffneten Gegnern politische Lösungen zu suchen. In Nicaragua herrschten die Sandinisten, in El Salvador, Honduras, Guatemala regierten Pseudodemokraten am Gängelband der USA. Honduras und Costa Rica verweigerten den gegen die Sandinisten operierenden rechten Contras ihr Territorium als Rückzugsgebiet. Costa Rica, das seit 1949 keine Armee hat, konnte sich so aus dem Krieg heraushalten. Damit verärgerte Arias zwar die USA, die die Contras finanzierten, doch wurde er dafür 1987 mit dem Friedensnobelpreis belohnt.

Die eigene Bevölkerung hat ihn aber als den Mann in Erinnerung, der den Sozialstaat ausgehöhlt und das Bildungsbudget gekürzt hat. Der Spross einer Kaffeepflanzerfamilie aus Heredia begann in seiner ersten Amtszeit, die staatlich gelenkte Wirtschaft neoliberal umzuorientieren, um die Bedingungen der Weltbank für ein Schuldenmoratorium und ein neues Kreditpaket zu erfüllen. Damit brach er mit einer Tradition seiner sozialdemokratischen PLN und verstimmte seine Mentoren, allen voran José Figueres, der den jungen Anwalt schon in den 70er-Jahren zum Planungs- und Wirtschaftsminister machte.

Die SPD-nahe Ebert-Stiftung hatte Arias sorgfältig aufgebaut und auf das Präsidentenamt vorbereitet. Auch seine Friedensinitiative wurde von der internationalen Sozialdemokratie unterstützt. Nach seiner Amtszeit wurde Arias mit internationalen Auszeichnungen überhäuft. Er widmete sich vielen Initiativen, vermittelte im bewaffneten Konflikt Kolumbiens und gründete mit dem Nobelpreis-Geld die Arias-Stiftung für Frieden und Fortschritt. Nebenbei mehrte er sein Privatvermögen über Beteiligungen. Seine Kritiker sehen daher seinen Einsatz für ein Freihandelsabkommen mit den USA als nicht ganz uneigennützig an.

Privat lief nicht alles so rund für den erfolgsverwöhnten Politiker. Seine Frau, die Biologin Margarita Penón, ließ sich scheiden und zog als Kandidatin der linksliberalen PAC von Arias’ Rivalen Otón Solís ins Parlament ein. RALF LEONHARD