AKW soll weiterlaufen

Konzern RWE will Atomkraftwerk Biblis A nicht abschalten. Anlage ist gegen Terrorflugzeuge kaum gesichert

BERLIN ap/taz ■ Deutschlands größter Stromproduzent RWE will das umstrittene Atomkraftwerk Biblis A länger am Netz lassen als bislang geplant. Konzernchef Harry Roels sagte gestern in Essen, der Konzern werde im zweiten Quartal 2006 eine Laufzeitverlängerung für den Reaktor beantragen. RWE will dazu Strommengen von anderen Atomkraftwerken auf den vergleichsweise alten Reaktor übertragen. Nach dem noch unter Rot-Grün vereinbarten Atomkonsens soll Biblis A im Jahr 2008 vom Netz gehen.

Roels betonte, Deutschland komme bei der Suche nach einem Energiemix, der Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit verbinde, um die Atomkraft nicht herum. Weltweit würden derzeit die Laufzeiten der vorhandenen Anlagen verlängert, so Roels. „Daher ist es jetzt an der Zeit, ohne jegliche Scheuklappen über das Thema nachzudenken.“

RWE hat laut Roels seit 1999 rund eine Milliarde Euro in die Modernisierung und Nachrüstung der beiden Kraftwerksblöcke Biblis A und B investiert. „Damit bewegt sich das Kraftwerk Biblis nach internationalen Maßstäben auf sehr hohem Niveau in Sachen Sicherheit“, sagte Roels. Trotzdem verfügt das AKW nicht über eine atomsichere Notfallzentrale, mit der es im Falle eines Flugzeugabsturzes von außen gesteuert werden könnte. Unabhängig von diesem Mangel erwirtschaftet die abgeschriebene Anlage hohe Gewinne, die das Unternehmen RWE nicht missen möchte.

Reinhard Loske, Fraktionsvize der Grünen im Bundestag, sagte, RWE beschreite „einen gefährlichen Irrweg“. Angesichts der Gefahr von Terroranschlägen dürften alte, schlecht gesicherte AKWs nicht weiterbetrieben werden.

Die Entscheidung über den Antrag des Konzerns muss zunächst Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) treffen. Beteiligt sind auch Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) und das Kanzleramt. KOCH