Schulen hübschzaubern

Bildungsbehörde will Gebäudemanagement von 30 Schulen für 25 Jahre an Tochterfirma der SAGA/GWG übergeben. Sanierungsstau soll so binnen fünf Jahren behoben werden. Hausmeister demonstrieren für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze

von KAIJA KUTTER

Es klingt ein wenig nach Zauberei, was Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) und der Vorstandsvorsitzende der stätischen SAGA /GWG, Lutz Basse, gestern in der Harburger Schule Ehestorfer Weg vorstellten. Die Stadt Hamburg übergibt ab Frühjahr nächsten Jahres 30 Schulen aus Hamburgs Süden für 25 Jahre in die Obhut der Tochterfirma GWG Gewerbe. Diese soll die Schulen binnen fünf Jahren „schnell und nachhaltig sanieren“, auf dass sich die Schüler darin wohl fühlen.

„Die Schulen können sich auf diese Weise wieder aufs Kerngeschäft konzentrieren: die Pädagogik“, erklärte Dinges-Dierig. Die Schulen blieben Eigentum der Stadt. Die GWG, so ergänzte Basse, erhalte für ihre Dienste – die auch Bauunterhaltung, Betrieb und sogar Ausbau der Schulen umfasst – von der Stadt eine „festgelegte jährliche Gebühr“. Deren Höhe nannte er nicht, da die Verhandlungen gerade erst begonnen haben.

Die Eckdaten verblüffen. Für die rund 50 Harburger Schulen gibt es laut Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg einen Sanierungsbedarf von 120 Millionen Euro plus weitere 80 Millionen für die Zusatzgebäude. „Wir bräuchten 200 Millionen Euro“, räumt Behördenamtsleiter Thomas Schuster ein. Jährlich ausgeben könne man „maximal“ sieben bis acht Millionen. Eine Summe, mit der es „90 Jahre dauert, bis wir fertig sind“.

Die GWG Gewerbe, die bislang 60 Gebäude bewirtschaftet, spricht von einem „Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro“, für das sie Kredite aufnehmen muss, die von der städtischen Gebühr zurückerstattet werden. Doch das Servicepaket für die Schulen soll „sämtliche Fragen rund um das Gebäude“ wie Reparaturen, Beseitigung von Vandalismus und Verschmutzungen, Reinigung und Energieversorgung umfassen.

Insgesamt rechnet Schuster damit, dass das Modellprojekt gegenüber der bisherigen Bewirtschaftung einen Kostenvorteil von zehn Prozent bringt, der wiederum in „Sanierung und Zubauten“ investiert werden soll. Zu den 30 Schulen, die sich allesamt freiwillig meldeten, können noch weitere hinzukommen. Allerdings wird zuvor geprüft, ob die Schulen von Schließung bedroht sind.

Martin Badel, Schulleiter am Ehestorfer Weg, zeigte sich sehr erfreut über das Modell. Er erhofft sich, bei der bereits begonnenen Sanierung seiner Schule nicht mehr „Bauleiter und Baukontrolleur“ sein zu müssen, was nervenaufreibend sei. „In zweieinhalb Jahren“, so klagt er, sei „nicht ein Termin eingehalten worden“. Bei den Bauarbeiten am benachbarten Stadtteilzentrum habe die GWG immerhin 95 Prozent der Termine eingehalten. Auch hoffe er, dass die Betreiberin haltbares Material einsetze und keine Türklinken, „die schnell kaputtgehen“.

Neuralgischer Punkt dieses Modellprojekts ist indes die geplante Überführung der Hausmeister an die GWG Gewerbe. Die sollten zwar ihren Besitzstand behalten, weiter an den Schulen wohnen und ein Viertel ihrer Zeit in der Pädagogik einsetzen, wie Schuster und Dinges-Dierig versprachen. SAGA/GWG-Chef Basse wollte aber wiederum über „präzise Details“ noch nichts sagen.

Vor der Tür und im Saal protestierten rund 30 Hausmeister und ver.di-Mitglieder aus der Bauabteilung der Behörde, die ebenfalls um ihre Jobs bangen. Ulrich Maaz vom ver.di-Fachbereichsvorstand bezeichnete das Modellprojekt als „Türöffner-Vorhaben“, für den Einstieg weiterer privater Unternehmen. Damit dieses gut funktioniere, habe die Behörde im Bauetat 2005 fast 30 Millionen Euro „Reste“ gebildet, die nun als „Spielgeld“ eingesetzt werden könnten, um „Harburg hübsch zu machen“.