Boulevardblatt sucht mit Putzfrau schmutzige Wäsche

Danuta K. will als Putzfrau schwarz für die Gesundheitssenatorin gearbeitet haben. „B.Z.“ spricht von „Affäre“, Knake-Werner von Gegendarstellung

Einige Anrufe, die Heidi Knake-Werner in den vergangenen Monaten auf ihrem Privathandy erreichten, waren mehr als unangenehm. Es meldete sich die ehemalige Putzfrau der Gesundheitssenatorin, die Polin Danuta K. Sie versuchte, die Linkspartei-Politikerin mit angeblich geleisteter Schwarzarbeit zu erpressen. „Sie wollte wiederholt Gefälligkeiten und drohte damit, sich an die Presse zu wenden“, sagt Roswitha Steinbrenner, die Sprecherin der Senatorin. Heidi Knake-Werner traf sich gestern mit ihrem Anwalt und überlegt, Anzeige wegen Erpressung und Verleumdung zu erstatten.

Das Boulevardblatt B.Z. hatte am Freitag mit der „Putzfrauenaffäre“ aufgemacht. Wenig präzise erläutert Danuta K. in dem Artikel, sie habe „Ende der 90er und im Jahr 2000 für die Politikerin schwarzgeputzt. Ich wurde einmal die Woche für vier Stunden bestellt, bekam 50 Mark auf die Hand.“ Zudem schildert sie die „luxuriöse Dachgeschosswohnung“ der Sozialistin. Die Senatorin schaltete ihren Anwalt ein. Die Klage auf Gegendarstellung und Unterlassung läuft.

Die Gesundheitsbehörde schildert den Vorgang nämlich völlig anders. Knake-Werner saß 2000 in der PDS-Bundestagsfraktion, nach dem Regierungsumzug 1999 wollte sie ihre Wohnung in Prenzlauer Berg beziehen. Im Spätsommer 2000 habe der Bauträger die Putzfrau zur Endreinigung geschickt, sagt Sprecherin Steinbrenner. „Dabei hieß es immer, sie sei bei dem Bauträger ganz normal angestellt.“ Die Firma habe allerdings während des Ausbaus bereits bezahlte Leistungen nicht erbracht. „Als Gegenleistung sollte die Putzfrau in den nächsten Wochen in der Wohnung putzen.“

Während dieser Zeit habe die Putzfrau der Senatorin „abenteuerliche Geschichten“ von einem prügelnden Mann und ausbleibenden Lohnzahlungen erzählt. Daraufhin habe ihr Knake-Werner „ab und zu“ Geld zugesteckt. Weil sich die Probleme mit dem Firmenchef scheinbar häuften, bot die Senatorin Danuta K. schließlich an, sie selbst auf Basis eines Minijobs anzustellen. „Da kam vom Bauträger die Aussage, die Frau habe keine Papiere und sei illegal in Berlin“, so Steinbrenner. Daraufhin habe Knake-Werner das Arbeitsverhältnis sofort beendet und den polnischen Sozialrat eingeschaltet. „Das alles dauerte von August bis Ende September 2000.“ Der Sozialrat ist ein Dachverband polnischer Vereine. Er betreut und berät polnische Migranten. Was Danuta K. in der B.Z. als mehrere Jahre währende Schwarzarbeit darstellt, wäre demnach politisch korrektes Handeln einer wohl meinenden Linken.

Der Sozialrat bestätigt Knake-Werners Version. „Sie wandte sich damals mit der Bitte an uns, Danuta K. zu betreuen“, sagt Witold Kaminski, der stellvertretende Vorsitzende. Die Organisation habe sie zwei Jahre lang beraten. Kaminski glaubt, dass Danuta K. lügt: „Man darf diese Frau nicht ernst nehmen. Ich halte sie für psychisch labil.“ Die Lebensgeschichte, die sie den Sozialratsmitarbeitern erzählte, ist tragisch. Vor der EU-Osterweiterung lebte die 42-Jährige illegal in Deutschland, arbeitete als Prostituierte und wurde von ihrem Zuhälter ausgeraubt. Die Behörden schoben sie nach der Putztätigkeit in Knake-Werners Wohnung nach Polen ab. Dort saß sie laut Kaminski wegen Schulden im Gefängnis. Ihre Berichte hält er zum Teil für unglaubwürdig. Danuta K. habe etwa erzählt, alle wichtigen Berliner Politiker hätten ihre Dienste als Prostituierte in Anspruch genommen.

Dass Danuta K. versucht hat, die Senatorin zu erpressen, hält Kaminski für denkbar. „Die Frau braucht Geld. Nach allem, was sie erlebt hat, will sie Rache üben – an allen.“ ULRICH SCHULTE