Die Insel der großen Träume

Der beschlossene Umbau des Pergamonmuseums ist Teil des Masterplans Museumsinsel, nach dessen Vorgaben das Unesco-Weltkulturerbe ein einheitliches Gesicht bekommen soll. Nicht alle Details sind jedoch Konsens

Der Masterplan Museumsinsel greift endlich. Nach der Wiedereröffnung des sanierten Bode-Museums im Juli 2006 soll nun Schritt für Schritt das gesamte als Unesco-Weltkulturerbe geschützte Gebäudeensemble ein neues Gesicht bekommen. „Wir konnten bisher erfreulicherweise alle Elemente des Masterplans beibehalten“, sagt Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Das zusammen mit den Staatlichen Museen zu Berlin und einem Architekturbüro vor sieben Jahren beschlossene Gesamtkonzept sieht vor, die im Nordosten der Spreeinsel gelegenen Gebäude Bodemuseum und Pergamonmuseum mit Alter Nationalgalerie und Altem Museum zu verbinden. Bindeglied soll das Neue Museum sein, das im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde und nach den Plänen des britischen Architekten David Chipperfield behutsam rekonstruiert werden soll.

Ein zentraler Eingangsbereich in Gestalt einer gläsernen Halle gegenüber dem Alten Museum soll der Museumsinsel schließlich ihr neues Gesicht geben. Wann mit dem Bau begonnen werden soll, ist aber noch völlig unklar. Zwar sprachen die Bauherren bei der Vorstellung des virtuellen Masterplans im vergangenen Jahr noch von einem gläsernen Wunder, das mit dem Pariser Centre Pompidou vergleichbar sei. Jetzt kündigt Lehmann erst einmal ganz vorsichtig kleine Schritte an: „Die Reihenfolge sieht erst historische Substanz und dann Ergänzungsbauten vor.“

Nach jahrelangen Querelen um den Entwurf des Kölner Architekturbüros O. M. Ungers backt man jetzt nicht nur rhetorisch kleinere Brötchen. Durchgesetzt hat sich ein gewisser Pragmatismus und die prosaisch klingende Variante „3 a“. Bereits im Jahr 2000 hatte Ungers den Wettbewerb über die Neugestaltung der Insel gewonnen und drei mögliche Varianten seines Entwurfs ausgearbeitet. Wegen der schweren Eingriffe, die er in die seit 1930 fast unverändert erhaltene Substanz des Pergamonmuseums plante, waren seine Varianten 1 und 2 in die Kritik geraten. Denkmalschutz und Finanzknappheit haben eine radikale Neuordnung der Insel mit einer Ausstellungsebene unter dem Ehrenhof des Museums und kompletter Verkehrsumleitung verhindert.

Was bleibt vom Konzept, ist die „archäologische Promenade“, die das Pergamonmuseum mit den anderen Museumsbauten verbinden soll. Und der gläserne Neubau, der vom Lustgarten aus die Sicht auf die Museumsinsel dominieren wird. Die Gesellschaft Historisches Berlin will sich mit dem offiziell abgesegneten Entwurf allerdings nicht abfinden: Sie hat für den 7. März die öffentliche Präsentation ihres Gegenkonzepts „ohne Glaskasten“ angekündigt. NINA APIN