„Ein Pyrrhussieg“

Der WASG-Alleingang in Berlin gefährdet nicht das linke Bundesprojekt, sagt Linkspartei-Landeschef Klaus Lederer

taz: Herr Lederer, die WASG wird in Berlin gegen Sie im Wahlkampf antreten. Überrascht?

Klaus Lederer: Nein. Aber was der hiesige WASG-Landesvorstand jetzt als Erfolg verkauft, ist in Wirklichkeit ein Pyrrhussieg.

Warum?

Der WASG-Landesvorstand hat in den vergangenen Wochen plump und mit beträchtlicher Lautstärke gegen die Linkspartei polemisiert. Dies hat mich vermuten lassen, dass es eine stärkere Rückendeckung der Basis für den eigenständigen Wahlantritt gibt. Letztlich hat ja nicht mal ein Drittel der WASG-Mitglieder für den Alleingang gestimmt.

Ist jetzt das bundesweite Linksprojekt gefährdet?

Das glaube ich nicht. 250 Leute dürfen und können nicht die Perspektive des linken Bundesprojekts bestimmen.

Legitimiert ein so knappes Votum den Alleingang?

Formal ist der Beschluss gefallen. Und der Vorstand hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er ihn umsetzen wird. Ich stelle nur fest, dass es innerhalb der Berliner WASG viele gibt, die sich die Dinge nicht so einfach machen.

Ab jetzt herrscht also Wahlkampf in Berlin?

Richtig. Wir sind nun zwei konkurrierende Parteien, so werden wir jedenfalls mit der WASG umgehen. Entsprechend beginnen wir jetzt schnell mit der Kandidatenaufstellung und der Profilierung unseres Wahlprogramms.

Wie gehen Sie mit dem Linkspartei-freundlicheren Flügel in der Berliner WASG um?

Es gab viele konstruktive Diskurse, nur sind die bei all dem Streit ein wenig untergegangen. Dies werden auch viele WASG-Mitglieder interessiert beobachtet haben, zumal die inhaltlichen Vorstellungen des eigenen Landesvorstandes mehr als vage sind.

Und Sie würden sie mit offenen Armen empfangen?

Wir treten mit einer offenen Landesliste an. Wer nur WASG-Mitglied ist, kann allerdings jetzt nicht mehr darauf kommen, schon wahlrechtlich nicht. Voraussetzung für unsere Liste ist entweder die Parteilosigkeit oder die Doppelmitgliedschaft.

Aber das wäre doch absurd: WASGler würden im Wahlkampf gegen WASGler antreten.

Das sehe ich nicht so dramatisch. Wir starten hier als Linkspartei, und begreifen uns als Teil des bundesweiten Projektes. Und zwar nicht nur auf der Bekenntnisebene, sondern auch real. In der WASG gibt es viele, die das gemeinsame Projekt wollen. Und die finden in uns eher einen Ansprechpartner als in ihrer Partei.

INTERVIEW: ULRICH SCHULTE