Polens Präsident KaczyŃski hätte deutlicheren Protest verdient
: Ein homophober Hardliner

Der polnische Präsident scheint vielen Menschen aus dem Herzen gesprochen zu haben. Das zeigte der Beifall, den er am Donnerstag an der Berliner Humboldt-Uni erhielt. Der galt nicht nur seiner europapolitischen Rede, sondern mehr noch seiner Erwiderung auf den Protest, den schwule und lesbische AktivistInnen gegen ihn angestrengt hatten. Jene hatten nämlich Lech Kaczyński am Reden zu hindern versucht, weil der nationalkonservative Politiker als Oberbürgermeister von Warschau eine Demonstration von Homosexuellen zum Christopher Street Day verboten und obendrein erklärt hatte, solche öffentliche Manifestation von „Perversen“ in seiner Stadt nicht dulden zu wollen.

In Berlin erklärte Kaczyński schließlich, die „Förderung homosexueller Kultur werde dazu führen, dass die Menschheit aussterben“ müsse. Da fragt man sich, weshalb das halbe linksliberale Establishment Europas vor gut einem Jahr die Bestallung des italienischen Politikers Rocco Buttiliogne zum EU-Kommissar ablehnte, weil dieser aus seiner Ablehnung der rechtlichen Gleichstellung von Homo- und Heterosexuellen keinen Hehl machte. Kaczyński ist da von weit schwererem Kaliber: Nicht nur dass er nicht willens war, die Demonstrationen von Homosexuellen zu erlauben. Darüber hinaus hat er es der Polizei nachgesehen, dass sie keine rechte Lust hatte, deren Paraden am Ende vor hasserfüllten und gewaltfähigen Gegendemonstranten schützen zu lassen.

Weshalb also hat dieser Mann an der Humboldt-Universität sprechen dürfen? Wieso nimmt es die Bundesregierung hin, dass Kaczyński Hass schürt gegen alle, die Sexualität und Fortpflanzung für keinen notwendigen Zusammenhang halten? Und warum hält alle (heterosexuelle) Welt das nicht für einen Anlass, diesen Mann im Interesse eines gedeihlichen deutsch-polnischen Verhältnisses für unerwünscht zu erklären? Eine Politik gegen Menschen, die schon der SS-Chef Heinrich Himmler einst „bevölkerungspolitische Blindgänger“ nannte, sollte der Erwähnung wert sein. Ein Treffen mit Klaus Wowereit hat Kaczyński übrigens abgelehnt. Das sollte zu denken geben. JAN FEDDERSEN