der homosexuelle mann … von ELMAR KRAUSHAAR
:

… hat so seine Idole, seine Fick-Idole. Kreuz und quer und alles Mögliche. Nein, sagen dazu die Dumpfbacken vom ARD-Magazin „Polylux“, die unter dem Druck stehen, in jeder Sendung einen neuen Hype zu präsentieren. In der vergangenen Woche waren wieder mal die Homos dran: „Du bist Cowboy, heißt es jetzt in der Homoszene“, plärrte die Moderatorin in die Kamera, zeigte drei „Gays“ mit Cowboyhüten, einen schwulen Chefredakteur, der sein aktuelles Magazin mit Marlboro-Pin-ups verkaufen will, und einen Kuhjungenporno aus dem Archiv: Fertig ist der Hype.

Dabei ist das mit den Western-Jungs in der Homo-Fantasie ein alter Hut, vielleicht 40 Jahre her oder 50, immer wieder mal aufgewärmt, aber gegen harte Konkurrenz ohne jede Chance für ein vitales Revival, trotz „Brokeback Mountain“. Nein, die Fick-Idole der Schwulen, die ihre Fantasie und ihre Pornos bevölkern, sind von ganz verschiedenem Schlag. Da gibt es Moden und Trends – was halt die Zeit so hergibt an Figuren, auf die es sich zu wichsen lohnt. Der Renner derzeit, in Deutschland jedenfalls, sind Skater-Boys, Jungs mit Bollerhosen, Basecaps und Brettern mit Rädern unten dran. Wie original von der Straße. Die dürfen noch Pickel haben und ganz Stulle aussehen. Hauptsache, das Outfit signalisiert mobile Jugend.

In Frankreich sind Feuerwehrmänner hoch im Kurs, les pompiers, immer noch und immer wieder. Mit Uniform und Schlauch und ohne Uniform und immer noch mit Schlauch. „Die Helden des Feuers“, schwärmt das Pariser Schwulenmagazin Tetu, „die Götter unseres Olymps“, und fantasiert von einer „natürlichen Männlichkeit“, die aber „ihre Geheimnisse“ hat.

Ganz ohne Geheimnisse kommen die Briten aus, die stehen auf handfeste Kerle vom Fußballplatz, die dreckig sind im Gesicht und an den Knien, aber proper zwischen den Beinen. Statt Fußball kann es auch Rugby sein. Hauptsache, mit viel Rammelei auf grünem Rasen und anschließender Orgie unter der Dusche.

Die Amis wiederum sind verrückt nach Soldaten, ob Marine oder Navy, alles wurscht. Hauptsache Uniform. Eine ganz eigene Sparte in der US-Pornoindustrie arbeitet inzwischen mit wirklichen Rekruten aus wirklichen Kasernen, die möglichst gerade aus dem Irak zurückgekommen sind und noch ein bisschen vom Krieg erzählen können, ehe sie es sich vor laufender Kamera besorgen lassen. Der momentane Superstar im US-Porno aber heißt Hussein, ist Türke aus Deutschland, klein, behaart, muskulös, orientalisch, und sieht fast so aus wie einer, der beim 11. September dabei war, auf der falschen Seite. So schleicht sich die Zeitgeschichte ins Begehren, das Trauma wechselt über in den erotischen Traum.

Das ist aber längst noch nicht alles. Da gibt es die Jungs aus den Pariser Vorstädten, die Latinos aus New York, die Jugendlichen aus dem Baltikum und der Ukraine, die Kubaner selbstverständlich, die unbeschnittenen Polen, die bisexuellen Muskelprotze aus Budapest und so weiter. Die Fantasie hat keine Grenzen, nicht die zwischen Ländern und Kulturen und auch nicht die zwischen homo und hetero. Nur eines muss garantiert sein: Es müssen Männer sein, juchzende Tunten würden nicht funktionieren. Warum auch immer.