Big in Japan: Jörg Buttgereits „Die Monsterinsel“

Ein schönes Bild, auch als Metapher. In jedem Monster steckt ein Kind, das rauswill, zum Spielen, zum Raufen und Städtezerstören. Doch die Kinder in den Kostümen der Kaiju Eiga, wie in Japan die Riesenmonsterfilme genannt werden, sind ausschließlich Männer, melancholische Darsteller wie etwa Haruo Nakajima, der von 1954 bis 1972 in zwölf Filmen Godzilla verkörpert hat. Auch sonst ist der Reader „Die Monsterinsel“ (Martin Schmitz Verlag, Berlin 2006, 256 Seiten, 24,50 Euro), den Jörg Buttgereit mit B-Movie-besessenen Kollegen und Kolleginnen zusammengestellt hat, voll mit nützlichem Wissen. Zu jedem der 31 Godzilla-Filme gibt es ebenso genaue wie amüsante Einträge, außerdem werden fliegende Schildkrötenwesen und psychedelische Maximotten vorgestellt. Man merkt dem Buch die jahrelange Recherche an: vom G-Fest in Chicago über den kanadischen „G-Fan“-Herausgeber bis hin zu Interviews mit Regisseuren – ein Leben im Zeichen von Godzilla. Dabei ist der Super-G selbst stets neu erfunden worden: als Dämon des Atomzeitalters, als Racheengel der bedrohten Umwelt oder als Menschheitsretter vor Aliens. Nur Tokio muss am Ende immer wieder zerstört werden, zur Freude von Kindern und Männern. HF