Friedensdemonstration
: Auf der Suche nach den PazifistInnen

Noch nicht einmal tausend Leute hat der dritte Jahrestag des Irakkrieges in Berlin bewegt, für den Frieden auf die Straße zu gehen. Vor drei Jahren war es fast eine Million Menschen. Sie brachten damals klar zum Ausdruck, dass aus ihrer Sicht mit Krieg keine Konflikte gelöst werden. Berlin hat eine Markierung der Friedensbewegung gesetzt. Was aber ist in den drei Jahren aus der Friedensidee geworden? Wie ist das heutige Desinteresse zu verstehen, zumal das Säbelrasseln zwischen den USA und nun dem Iran immer vernehmbarer wird?

KOMMENTAR VON WALTRAUD SCHWAB

Sicher, die Demonstration zum Jahrestag des Irakkrieges war in Berlin schlecht angekündigt. Außerdem gab es viele andere Veranstaltungen, und das Wetter war schlecht. Die Frage bleibt dennoch, ob mehr Menschen zur Demonstration gekommen wären, wenn diese Umstände weggefallen wären.

Die Friedensbewegung ist tot. Das ist allenthalben zu hören. Drei Jahre haben genügt, um die den Deutschen zugeschriebene pazifistische Haltung, die mit den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs begründet werden, ad acta zu legen. Aber ist damit auch die Idee ad acta gelegt, für die die Friedensbewegung steht? Ist es nicht vielmehr so, dass die Friedensbewegten sich nur endlich von der trügerischen Hoffnung lösen müssen, dass die deutsche Politik diese Haltung mitträgt? Dafür spricht, dass auf der Berliner Demonstration weder die Grünen noch die SPD und noch nicht einmal die Gewerkschaften vertreten waren.

Sicher ist es eine schwere Enttäuschung, nach und nach zu erfahren, dass das deutsche Nein zum Krieg ein Lippenbekenntnis war – siehe die Verwicklungen deutscher Nachrichtendienste im Irak. Deshalb aber nicht mehr für seine Überzeugung einzutreten, sie gar aufzugeben, ist jedoch der falsche Weg.