Senat leuchten Strompreise ein

Vattenfall darf seinen Standard-Stromtarif für Privatkunden ab Mai um 5,2 Prozent erhöhen. Die Preisprüfungsstelle genehmigt den Antrag mit kleinen Abstrichen. Verbraucherschützer sind empört

von MARIA DALDRUP

Der Konzern Vattenfall darf seinen Standard-Stromtarif für Privatkunden zum 1. Mai um 5,2 Prozent erhöhen. Diese Erhöhung hat die Preisprüfungsstelle der Wirtschaftsverwaltung gestern genehmigt. Damit kommt die Prüfstelle dem Stromkonzern stark entgegen, die Vattenfall-Chefs hatten eine Erhöhung von 5,8 Prozent beantragt. Sie habe die zugrunde gelegte Kostenkalkulation von Vattenfall nicht beanstanden können, so die Prüfungsstelle.

Den Deal haben Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) und Vattenfall-Vorstandssprecher Hans-Jürgen Cramer in einem Gespräch ausgehandelt. In ihrer Lesart ist die Botschaft positiv: Schließlich bedeute die Einigung, dass die Preise für den Tarif „Berlin Klassik“ um rund zehn Prozent und bei „Berlin Profi“, dem Gewerbekundentarif, um 15 Prozent unter den beantragten Erhöhungen bleiben. Letzteren darf der Konzern um 5,6 Prozent erhöhen.

Außerdem, so Wolf, sei „vor allem die Auflage wichtig, dass Vattenfall Kostenvorteile, die durch die erwartete Senkung der Netznutzungsentgelte entstehen, an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben muss“. Diese Entgelte legt die Bundesnetzagentur fest.

Solche Erwartungen halten Verbraucherschützer für blauäugig: „Wann sollen denn diese Kostenvorteile an die Kunden weitergegeben werden?“, sagt Bernd Ruschinzik, Jurist bei der Verbraucherzentrale. Er habe mit einer deutlich geringeren Strompreiserhöhung gerechnet. Schließlich seien in anderen Bundesländern Aufschlagswünsche der Konzerne abgelehnt worden, argumentiert Ruschinzik. Zudem fahren andere Konzerne eine andere Preispolitik: So habe zum Beispiel die Mitteldeutsche Energie AG in Chemnitz ihre Preise trotz gestiegener Beschaffungskosten nicht erhöht, so Ruschinzik weiter. Positiv nahm man die Nachricht bei Vattenfall auf. „Natürlich sind wir froh, dass die Preisprüfung beim Senat uns bestätigt hat, dass der Antrag berechtigt war“, erklärt Pressesprecher Olaf Weidner. Dass man bei dem Gespräch unter der beantragten Preissteigerung geblieben sei, zeige: „Vattenfall ist alles andere als ein Abzocker.“ Auch Cramer betont: „Uns zwingen die massiv gestiegenen Strombezugspreise zu den Anpassungen.“

1,7 Millionen Berliner Haushalte sind Kunden von Vattenvall, der überwiegende Teil von ihnen bezieht den Stromtarif „Berlin Klassik“. Ein Durchschnittshaushalt zahle ab dem 1. Mai rund 1,80 Euro mehr für seinen Strom, erläutert Weidner. Jährlich seien dies 439,13 Euro statt 417,68 Euro. Mit der Preissteigerung gehe zudem eine zwölfmonatige Preisgarantie einher, sagt Weidner. „Es könnte sogar eher sein, dass es zu Senkungen kommt.“ Ab Mitte 2007 entfällt die Strompreisgenehmigung durch die Behörde. Dann liegen die Preise allein in den Händen der Energieanbieter.

Die Verbraucherschützer warnen jetzt vor überstürztem Anbieterwechsel. „Man kann leicht auf irgendwelche Preistricks der Konkurrenz hereinfallen“, sagt Ruschinzik. Wesentlich sinnvoller sei es, Energie zu sparen.