Vereint gegen den Weltwirtschaftsgipfel

Linke planen Aktionen zur Konferenz der G-8-Regierungen, die ins Ostseebad Heiligendamm kommen

ROSTOCK taz ■ Die Lokalpresse in Rostock glaubte schon im Voraus zu wissen, wer sich am Wochenende in der Hansestadt treffen sollte. Nicht genug, dass angeblich Chaoten dort Aktionen gegen das für den Frühsommer 2007 geplante G-8-Treffen in Heiligendamm planen wollten. Mit der Linkspartei würde sogar ein Teil der Regierung von Mecklenburg-Vorpommern mit ihnen gemeinsame Sache machen.

Beim so genannten Weltwirtschaftsgipfel im Ostseebad Heiligendamm treffen sich 2007 die Regierungen der alten Industriestaaten, darunter der USA, Russlands und Deutschlands. China, Indien und Brasilien gehören nicht zu dem exklusiven Klub. Bei den alljährlichen G-8-Treffen versuchen Kritiker, die Ungerechtigkeit der Globalisierung zu thematisieren.

Statt der angekündigten Chaoten kamen jedoch rund 300 VertreterInnen von christlichen Gruppen, Mitglieder von Nichtregierungsorganisationen, Delegierte der Gewerkschaftsjugend und Angehörige von Linkspartei und Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit ins Rostocker Goethe-Gymnasium. Es ging um das Abstecken eines Protestrahmens, in dem sich sowohl die VertreterInnen eines Konzepts von Aufklärung und die BefürworterInnen direkter Aktionen wie Blockaden wieder finden können.

So bereitet das NGO-Netzwerk „Gerechtigkeit jetzt“ eine Kampagne unter dem Titel „WTO – weltweit taube Ohren“ vor, die vor allem umwelt- und entwicklungspolitische Themen zum Mittelpunkt haben soll. Die Gewerkschaftsjugend will unter dem Motto „Her mit dem schönen Leben“ im Vorfeld des G-8-Treffens vor allem soziale Themen ansprechen.

MigrantInnen- und Antirassismusgruppen präsentierten einen Aufruf für eine große Demonstration für Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte. Mit Tribunalen und einem Gegengipfel soll die Kritik an der Politik der G-8-Staaten popularisiert werden. Die Interventionistische Linke, ein Zusammenschluss autonomer, antifaschistischer und globalisierungskritischer Gruppen, will mit Blockaden gegen das G-8-Treffen vorgehen. Von einer neuen innerlinken Diskussionskultur, die Hoffnung für die weitere Arbeit mache, sprach Attac-Sprecher Peter Wahl. Allerdings wiesen zahlreiche Flugblätter und Aufrufe auf weitere linke Bündnisse für die G8-Proteste hin. So treffen sich im Dissent-Netzwerk zusammengeschlossene anarchistische und autonome Gruppen am kommenden Wochenende in Leipzig zu ihren separaten Koordinierungstreffen. In Rostock wurde allerdings die Bereitschaft zur Zusammenarbeit deutlich.

PETER NOWAK