Werder geht nicht oben ohne

Neuer Trikotsponsor von Werder Bremen soll der Sportwetten-Anbieter „bet and win“ werden – trotz des BVG-Urteils, das private Anbieter zwar im Prinzip legalisiert, den Ländern aber bis 2007 ihre polizeiliche Verfolgung ermöglicht

Träumen wir. Die Begegnung könnte heißen: Hannover 96 gegen Werder Bremen, in der AWD-Arena, und es ist vielleicht schon Spätsommer 2006. Werder hat Anstoß, zwei Fußballer stehen schon im Mittelkreis.

Plötzlich stürmt ein Sonder-einsatzkommando aufs Feld, weil es ja zuständig ist für Razzien gegen illegales Glücksspiel. Und die vermummten Beamten reißen den Werder-Profis die Trikots vom Leib. Schließlich hat Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) angekündigt, rigoros gegen private Sportwetten-Anbieter vorzugehen – Werbung inklusive. Und dass ein privater Sportwetten-Anbieter künftig bei Bremens Fußballern Trikotsponsor sein wird, dementiert weder Werder Bremen noch „bet and win“ (b&w). B&w-Sprecher Hartmut Schultz kündigt sogar an, dass man „die bisherige Zusammenarbeit eher noch intensiviert“. Das am Dienstag verkündete Urteil des Bundesverfassungsgerichts habe da „keine Auswirkungen“. Bisher war b&w auf der Werder-Homepage und den Banden vertreten.

Die Karlsruher Richter hatten das Sportwetten-Monopol des Staates zwar gekippt – aber gleichzeitig erlaubt, das bisherige Verbot von Privaten bis Dezember 2007 anzuwenden. Mitunter hat das zu hektischer Betriebsamkeit geführt: Während Bremen und Hamburg auf „ein bundeseinheitliches Vorgehen“ hoffen, hat Schünemann markige Worte sogleich mit Taten verbunden. Mit der Urteilsverkündung sind „in allen 255 Verfahrensfällen Aufforderungen ergangen, den Wettbetrieb einzustellen“, so ein Ministeriums-sprecher gestern. Und zwar sofort. Sonst: Anzeige. Betroffen: kleine Wettbüros. „Geklärt werden“ müsse indes, wie man mit größeren Anbietern verfährt. Zwar sagt b&w-Mann Schultz: „Wir sind im Besitz einer deutschen Lizenz“. Allerdings glauben manche Juristen, die gelte, weil von DDR-Behörden ausgestellt, nur in Sachsen. Und da spielt Werder höchstens im Pokal.

„Das Urteil ist kein Weg zur Liberalisierung“, sagt Michael Terhaag, „sondern zu einer Verschärfung durch die Hintertür.“ Terhaag ist Anwalt in Düsseldorf, spezialisiert auf Wettbewerbsrecht und ausgewiesener Fachmann in Sachen Sportwetten-Streit. „Die kleinen Buden ohne Konzession werden ein Problem haben.“ Allerdings vermitteln viele an Anbieter mit europäischer Lizenz – da sei „die Frage noch völlig offen“. Schließlich darf einem EU-Bürger die Ausübung seines Berufs in EU-Staaten grundsätzlich nicht verboten werden.

Für Großanbieter stünden dagegen die Chancen „nicht schlecht“, so Terhaag. Aber wie im Falle der Trikotwerbung verfahren werde, da will er sich nicht festlegen: „Möglich ist da alles.“ Ja, auch dass die „ordnungsrechtliche Sofortmaßnahme“ verfügt würde, „Trikots einzusammeln“. Das wäre Aufsehen erregend. Und möglicherweise peinlich. Aber: Auch ein Staatsanwalt gönnt sich mitunter seine 15 Minuten Ruhm. bes