Hauptschule
: Nicht träumen, Senator, handeln!

Kam das überraschend? Musste sich irgendjemand darüber wundern, dass eine der Kiezhauptschulen kollabiert? Nein, Staunen, Wundern, Augenreiben, das gilt jenem Mann, der an der Spitze der Senatsverwaltung für Schule steht. Klaus Böger träumte gestern erneut – indem er die Worte Hauptschule und Chance in einen Satz unterbrachte.

Kommentar von Christian Füller

Das ist falsch, und niemand weiß das besser als der Schulsenator selbst. „Eine, eine für alle“, sagte Klaus Böger dieser Zeitung auf die Frage, was seine Traumschule sei. Das ist nicht allzu lange her, die Untragbarkeit der Hauptschule war damals schon offensichtlich, aber geändert hat sich seither: wenig. Das ist, auch, die Schuld von Klaus Böger.

Er kennt die Fakten. Er weiß, dass Hauptschulen nicht einmal mehr in Bayern gute Chancen bieten, in Berlin gar keine mehr. Gerade noch ein Zehntel eines Jahrgangs muss in jenes Gebilde, das den Namen Schule nicht verdient. Die Ghettovariante der Hauptschule ist allenfalls ein Trainingscamp für Sozialhilfe, häufig ein Asozialisierungskurs für Zuwandererkids. Mit Neugier, mit Respekt oder Wissen hat sie nichts mehr zu tun.

An dieser Stelle ist man wieder beim Senator, und es wäre natürlich zu billig, seinen Rücktritt zu fordern. Denn Klaus Böger handelt ja, auch wenn sein Aktionsradius im Vergleich zu seiner Imaginationskraft bescheiden ist. Böger hat das Problem des gebildeten Bürgers, der in ein Amt kommt: Er weiß, dass sich gute Absichten wie „eine Schule für alle“ schwer verwirklichen lassen. Dafür gibt es zu viele Sachzwänge. Also betreibt Böger Schadensbegrenzung – und schickt Sozialarbeiter. Für die Rütli- und andere Hauptschulen in ähnlichem Zustand reicht das nicht. Denn diese Schulen sind gefährliche Orte. Wer dort träumt, verrät seine Ideale.