Grüne Frauen wollen aufsteigen

Die Berliner Grünen klopfen heute ihre Landesliste für die Abgeordnetenhauswahl im September fest. Das Gerangel ist groß. Gekämpft werden dürfte auf dem Parteitag vor allem unter den Kandidatinnen

von FELIX LEE

Zwischen Angst und Freude – so lässt sich die Stimmung bei den Berliner Grünen am besten beschreiben. Denn einerseits sonnen sie sich seit Wochen im Umfragehoch und rechnen fest damit, dass die derzeit 14-köpfige Abgeordnetenhausfraktion nach der Wahl im September um mindestens ein Viertel anwachsen wird. Andererseits müssen viele der jetzigen Parlamentarier um ihre Sitze bangen. Denn das Gerangel bei der Aufstellung der Landesliste ist groß. Mindestens 64 KandidatInnen stehen bei der heutigen Landesmitgliederversammlung zur Wahl. Vor allem die Kandidatinnen werden mit harten Bandagen kämpfen.

Die ersten drei Plätze gelten als gesetzt. Unangefochten wird Franziska Eichstädt-Bohlig als Spitzenkandidatin für die Alternativen ins Rennen gehen. Auf Platz 2 konkurriert Fraktionschef Volker Ratzmann zwar mit seinem Parlamentskollegen Oliver Schruoffeneger. Letzterem werden aber kaum Chancen eingeräumt – zu wenig hat er sich in den vergangenen Jahren um die grüne Basis gekümmert und stattdessen als haushaltspolitischer Sprecher den knallharten Sanierer heraushängen lassen.

Unumstritten auch Platz 3, der weiblichen Newcomern vorbehalten ist. Er wird an die Fernsehmoderatorin des türkischen Senders TRT-INT, Bilkay Öney, gehen, die wiederum den bisherigen integrationspolitischen Sprecher Öczlan Mutlu beerben könnte. Der tritt zwar erst auf Platz 4 gegen den eher farblosen Landesvorsitzenden Till Heyer-Stuffer an, doch spätestens seit Mutlu bei der Debatte um die Deutschpflicht auf Schulhöfen die Hoover-Schule in Wedding so herb attackiert hat, gilt seine Wiederwahl als gefährdet.

Der fünfte Listenplatz wird an Fraktionschefin Sibyll Klotz gehen. Auf Platz 6, der ebenfalls NeuparlamentarierInnen vorbehalten ist, hat die besten Chancen der 24-jährige Benedikt Lux. Der ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen Jugend (GJ) war maßgeblich am Aufbau des inzwischen 400 Personen starken Jugendverbands in Berlin beteiligt – was die Mitglieder entsprechend honorieren wollen.

Zum ersten großen Hauen und Stechen unter den Frauen könnte es auf Platz 7 kommen. Gegen die Kulturpolitikerin Alice Ströver erwägen auch die beiden Umweltpolitikerinnen Claudia Hämmerling und Felicitas Kubala ihre Kandidatur. Durchaus mit Chancen – wird doch das Thema Umwelt zur Profilbildung von der Basis als ausgesprochen wichtig erachtet – was unbedingt auf einem der vorderen Listenplätze zum Ausdruck gebracht werden soll.

Erst ab den Plätzen 10 und 11 können die jeweils Gescheiterten wieder ihr Glück versuchen. Denn Platz 8 wird der allseits geachtete Haushaltspolitiker Jochen Esser beanspruchen, der 9. Platz ist wiederum neuen Kandidatinnen vorbehalten.

Um ihren Posten bangen muss auch das mit 29 Jahren jüngste Mitglied im Abgeordnetenhaus, Ramona Pop. Sie kämpft um den 11. Listenplatz, den wiederum neben der Sozialpolitikerin Elfi Jantzen und der Fraktionslinken Lisa Paus auch die übrig gebliebenen Frauen von vorne beanspruchen werden. Und so wird sich das KandidatInnenkarussell auf den folgenden Plätzen weiter drehen.

Erst ab Platz 18 entspannt sich die Lage. Hier wird der bei der vergangenen Bundestagswahl gescheiterte Marek Dutschke sein Glück versuchen. Den sicheren Einzug ins Parlament garantiert ihm dieser Platz aber nicht.