WAZ-Monopol wächst ganz von alleine

Das Ruhrgebiet hat ein paar neue Sehenswürdigkeiten: Einzeitungskreise zum Beispiel. Pressevielfalt nimmt ab

Die Pressevielfalt ist weiter auf dem Rückmarsch. Und die WAZ-Gruppe hat wieder ein paar Monopole mehr. Selbst im dicht besiedelten Ruhrgebiet mit seiner bislang zumindest zahlenmäßig ordentlichen Titelauswahl.

Bislang erschienen zum Beispiel in Gelsenkirchen drei lokale Zeitungstitel: WAZ, Ruhr-Nachrichten und die traditionsreiche Buersche Zeitung mit Schwerpunkt im ehemals selbstständigen Stadtteil Gelsenkirchen-Buer. Doch am Freitag sind die Ruhr-Nachrichten (RN) letztmals mit Gelsenkirchener Ausgabe erschienen. Und wie die taz-NRW schon am Samstag berichtete, verkündete Verleger Kurt Bauer jetzt das baldige Aus für seine Buersche Zeitung. Allen Mitarbeitern wurde bereits gekündigt.

„Der Verleger und Eigentümer hat angekündigt, dass das Unternehmen zum 30. September seinen Betrieb einstellt“, so gestern Verlagsleiter Norbert Steinig. Auch er muss sich dann einen neuen Job suchen. Betroffen sind 19 Menschen in Verlag und Redaktion sowie „eine Fülle weitere Köpfe“ (Steinig) wie freie MitarbeiterInnen und ZustellerInnen.

Das lange Ende der Buerschen Zeitung (Auflage aktuell rund 8.000 Exemplare) hängt eng mit dem Rückzug der RN aus dem westlichen Ruhrgebiet zusammen: Das zum Dortmunder Verlagshaus Lensing-Wolf gehörende Blatt machte am Freitag auch seine Redaktionen in Gladbeck und Bottrop (zusammen mit Gelsenkirchen eine Auflage von rund 7.500 Exemplaren) dicht. Die RN hatte für ihre Gelsenkirchen-Ausgabe mit der Buerschen redaktionell kooperiert. Ohne RN-Rückzug wäre es wohl auch beim eigenen Blatt weitergegangen, sagt Verlagsleiter Steinig.

Kaum Zweifel kann bestehen, dass die ganze Flurbereinigung auf höherer Etage vereinbart wurde: Denn Buersche-Eigentümer Kurt Bauer ist noch an einem weiteren Titel beteiligt: Ihm gehören 60 Prozent der Recklinghäuser Zeitung (Auflage 66.000 Exemplare). Sein 40-Prozent Partner: die Ruhr-Nachrichten.

Doch Bauers Zweitblatt hat überhaupt nichts vom Doppel-Rückzug im westlichen Ruhrgebiet – sondern nur die WAZ. Und der dürfte kommendes Jahr noch ein ganz anderes Geschenk in den Schoß fallen: Dann wollen die RN auch ihre Bochumer Ausgabe stilllegen. STG