Konkurrenz macht Schule

CDU korrigiert Gesetzentwurf zur selbst verantworteten Schule, aber GEW und Schulleiterverband sind dennoch dagegen. Die einen fürchten Arbeitsüberlastung, die anderen einen schädlichen Wettbewerb der Schulen

Es überrascht immer wieder: Auch in punkto Schulreformgesetz wurde Senatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) jetzt von ihrer eigenen Fraktion zurückgepfiffen. Diese kündigte jetzt Korrekturen an, um den „Anregungen“ aus den Schulen Rechnung zu tragen.

So sollen nun doch auch die Schulkonferenzen über die geplanten Ziel- und Leistungsvereinbarungen beraten, wie es in einem CDU-Antrag heißt. Dinges-Dierig wollte dies nur mit den Schulleitern aushandeln.

„Es ist gut, dass es demokratischer wird und die Schulkonferenz wieder eine erhabenere Rolle bekommt“, begrüßt Ulrich Mumm vom Verband der Hamburger Schulleitungen (VHS) die Korrektur. Die Hauptkritik der Schulleiter sei damit aber noch nicht ausgeräumt. So führe die Verselbstständigung der Schulen zu einer „Anhäufung von Arbeit“, die ohne Ressourcen „seriös nicht zu leisten“ sei.

Doch während Mumms Verband die Reform vom Prinzip her begrüßt, lehnt die Hamburger GEW den Weg der Senatorin grundsätzlich ab. Denn diese wolle die Schulen zu Unternehmen machen, die in Wettbewerb zueinander treten. Um zu zeigen, wie absurd das ist, fuhren der GEW-Chef Klaus Bullan und rund 40 Personalräte gestern in einer Stretch-Limousine vor den Michel vor und erklärten das Gotteshaus beim Sektempfang zur „Fun Factory“.

Für Bullan ist das CDU-Zugeständnis „Kosmetik“, bleibe es doch dabei, dass die Ziele „nicht auf Augenhöhe“ verhandelt würden. So könnte die Behörde die Schulen verpflichten, den Unterrichtsausfall oder die Abbrecherquote zu senken, ohne mehr Stellen bereit zu stellen.

Für Bullan ist es ausgemacht, dass es demnächst ein Ranking geben wird, da ab August die neu einführte Schulinspektion die Einhaltung dieser Ziele kontrollieren und die Ergebnisse schulintern veröffentlichen soll. Dieser Wettbewerb, das habe er auf einer Englandreise erfahren, führe dazu, dass schuleigene erfolgreiche Konzepte nicht mehr weitergegeben werden. Bullan: „Die sagen, dadurch verschaffe ich mir nur einen Konkurrenznachteil“. KAIJA KUTTER