Brehms Fanleben

Die Düsseldorfer EG zieht bald in eine neue Arena um und spielt deswegen im Halbfinale der Eishockey-Play-offs groß auf – im alten Stadion an der Brehmstraße

DÜSSELDORF taz ■ Damit hatten sie nicht gerechnet. Ein 6:1-Erfolg über die Kölner Haie und eine 2:1-Führung in den Play-offs um die deutsche Eishockeymeisterschaft. Die Düsseldorfer EG, mittlerweile als DEG Metro Stars unterwegs, könnte tatsächlich den ersten Meistertitel seit zehn Jahren erringen. Mehr als 10.000 Fans an der Brehmstraße feierten die Auferstehung eines Teams, dessen Saisonziel es war, die Play-offs zu erreichen. Das Soll ist mehr als erfüllt.

Woher Spieler, Verantwortliche und Fans die Energie nehmen, lässt sich nur erahnen; erklären lässt es sich wohl vor allem mit der mystischen Spielstätte an der Brehmstraße. Die Metro Stars ziehen ja bald schon in einen neue Arena um – und wollen den Abschied möglichst lange hinauszögern: „Die Brehmstraße hat ein letztes Derby verdient“, hatte sich Angreifer Klaus Kathan auf das Halbfinale gegen Köln eingestimmt. Sieben deutsche Meisterschaften haben sie dem Stadion zu verdanken – und Dutzende Derbysiege.

Die Atmosphäre in dem engen Betonklotz beeindruckte am Dienstagabend Gegner und Schiedsrichter gleichermaßen: 65 Strafminuten kassierten die Kölner. Nicht alle waren nachvollziehbar. Vor allem kurz vor Ende des ersten Spieldrittels fühlten sich die Kölner benachteiligt. Innerhalb von zwei Minuten kippte der 1:0-Vorsprung in einen 1:2-Rückstand. „Das war eine drastische Fehlentscheidung, damit war unser Spiel vorbei“, sagte Kölns Trainer Hans Zach hinterher. Schiedsrichter Aumüller soll eine Strafe für Kölns Kapitän Lüdemann zu Unrecht ausgesprochen haben. Der Schiedsrichterbeobachter habe dies Hans Zach persönlich bestätigt. „Auf der Strafbank gewinnt man kein Spiel“, sah Kölns Robert Hock die Sache realistischer.

Die DEG ließ den Kölnern keinen Raum. Angepeitscht von ihren Fans, setzten sie nach, checkten und schossen wie fremdgesteuert. Der Rausch endete zehn Minuten vor Spielende, beim Stand von 6:1. „Wir müssen auf dem Boden bleiben“, sagte Klaus Kathan hinterher. Ein Sieg heute Abend in Köln oder am Sonntag im möglichen fünften Spiel an der Brehmstraße würde die Düsseldorfer ins Finale bringen, wo die Eisbären Berlin bereits warten. Das wären dann gute Voraussetzungen, um den Umzug in das neue Stadion mit einem reinen Gewissen über die Bühne zu bringen.

Dort wollen die Düsseldorfer wieder an alte Erfolge anknüpfen. Der Stamm der jetzigen Mannschaft soll erhalten bleiben. Der sportliche Leiter, Lance Nethery, hat einige Neuverpflichtungen angekündigt. Namen wollt er allerdings nicht verraten. Das kommende Team werde freilich „noch stärker“ sein als in der laufenden Saison, ließ er wissen. Das wird auch nötig sein. Den Heimvorteil müssen sie sich erst wieder neu erarbeiten.

HOLGER PAULER