Fair Play für einen Antisemiten?

Der Holocaust-Leugner, Israelfeind und iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad darf „gern zur Fußball-WM nach Deutschland kommen“. Sagt Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble. Ist Ahmadinedschad ein willkommener Fußballfreund? Oder muss seine Einreise verhindert werden? SEITE 3

„Natürlich sollte man Ahmadinedschad nicht zur Fußball-Weltmeistermeisterschaft einladen. Bei solchen Leuten bin ich für Härte. Für mich als Juden und jemanden, der für die Existenz Israels - wenn auch unter anderen Bedingungen als heute - ist, sind solche Typen, die den Holocaust leugnen, gegen den Staat Israel sind und in der islamischen Welt Front gegen dieses Staat machen, inakzeptabel. Israel muss weiter existieren. Und Leute wie Ahmadinedschad sollten von der WM ferngehalten werden.“

Dani Levy, Regisseur

„Es ist, wegen seiner unmöglichen Äußerungen, sicher ein großes Problem für uns, wenn Ahmadinedschad kommt. Trotzdem bietet sich da die Chance, den Dialog fortzuführen - und dazu gibt es einfach keine Alternative.“

Werner Thissen, Erzbischof von Hamburg.

Der katholische Oberhirte ist ein großer Fußballfan und hat gerade ein Buch zum Thema Fußball und Glaube (“90 Minuten. Anstöße eines Fans“) veröffentlicht

„Ich finde, man sollte ihn nicht mit offenen Armen empfangen. Vielleicht will man damit ja verhindern, dass schlimme Dinge wie etwa Anschläge bei der WM passieren. Da ist ja immer die Frage: Wie weit geht man – aber mir geht das hier zu weit. Vielleicht ist das auch einfach nur höhere Politik, und wir kleinen Menschen, die sich für Menschenrechte einsetzen, sind dafür zu dumm.“

Seyran Ates, Rechtsanwältin und Buchautorin

„Es wäre wichtig, dass Deutschland ihm die Einreise verweigert. Ein Rechtsstaat kann solche Provokationen nicht akzeptieren. Warum sollte man bei ihm eine Ausnahme machen? Aber es bleibt natürlich eine zweischneidige Angelegenheit: Wenn er einreist, wird er das in der gewohnten Weise zu nutzen wissen. Wird ihm die Einreise verweigert, ist das Tamtam noch größer.“

Yves Eigenrauch, Exprofi Schalke 04

„Ahmadinedschad darf auf keinen Fall zur WM eingeladen werden. Er sollte offiziell als Persona non grata behandelt werden. Zudem sollte die Bundesanwaltschaft sehr sorgfältig prüfen, ob seine Äußerungen gegen den Paragrafen 130 des Strafgesetzbuchs, die Holocaust-Leugnung, und gegen das internationale Verbot der Vorbereitung eines Angriffskriegs und des Völkermords verstößt. Schäuble kommt der traurige Ruhm zu, als erster Vertreter einer deutschen Bundesregierung einen aktiven und offenen Holocaust-Leugner hoffähig gemacht zu haben.“

Micha Brumlik, Publizist und Professor für Erziehungswissenschaft

„Das muss man gut abwägen. Vielleicht hätte eine solche Reise aber positive Effekte auf Ahmadinedschad selbst, denn er kennt wohl den Westen nicht so gut, und durch diesen Besuch könnte er auch dessen Gastfreundschaft kennen lernen. Dies könnte ihm neue Perspektiven eröffnen.“

Burhan Kesici, Vizepräsident der Islamischen Föderation Berlin

„Ahmadinedschad ist auf Show eingestellt und wird sich diese Show auch in Deutschland nicht entgehen lassen. Ich glaube schlicht und einfach, dass es in der Tat rechtlich keine andere Möglichkeit gibt, als ihn einreisen zu lassen. Denn wenn man sagt, die Weltmeisterschaft hat mit Politik nichts zu tun, muss man sich daran halten. Das Motto dieser Weltmeisterschaft heißt ja: Die Welt zu Gast bei Freunden. Da sollen die Gastgeber jetzt ihre Freunde empfangen.“

Daniel Cohn-Bendit, Fraktionschef der Grünen im Europaparlament

Und was ist Ihre Meinung? Schreiben sie an wm-iran@taz.de