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: Der knallharte Ghetto-Bürgermeister

Polizistenmord, gewalttätige Schüler, randalierende MigrantInnenkids, bundesweit eine der höchsten Arbeitslosenquoten – als Bürgermeister von Berlins Problembezirk Neukölln hat man es wahrlich nicht leicht. Heinz Buschkowsky (SPD) scheint sein Amt dennoch in vollen Zügen zu genießen – wird der verheiratete 57-Jährige doch nicht müde, sich und seinen Bezirk immer wieder in die bundesweiten Schlagzeilen zu hieven. Nun nimmt es der Bürgermeister gar mit einem Bundesminister auf.

Was Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) von sich gibt, sei „niveauloser Quatsch“, sagte Buschkowsky und wies Äußerungen zurück, Neukölln würde verwahrlosen und verslummen. Es gebe zwar „Ghettoisierungstendenzen“, aber bei weitem keinen Slum. Schäubles Unkenntnis sei „ein Schlag ins Gesicht all derer, die in Nord-Neukölln leben und die sich darum bemühen, die Probleme des Viertels in den Griff zu bekommen“.

Es sind überraschende Töne, die Buschkowsky von sich gibt, war er doch in letzter Zeit derjenige, der selbst jede Gelegenheit nutzte, seinen Bezirk, für den er seit 25 Jahren in verantwortlichen Positionen zuständig ist, in Misskredit zu bringen. Er selbst ist zwar Ur-Neuköllner, lebt aber im besser situierten Südteil. An Nord-Neukölln ließe sich sehen, dass „Multikulti“ gescheitert sei. Er wetterte in der neurechten Zeitung Junge Freiheit gegen die „Mafia der Gutmenschen“ und beschimpfte damit all jene, die von „Multikulti“ träumen, eine echte Auseinandersetzung über die Schattenseiten der Einwanderung jedoch verhindern. Dafür rügte ihn sein Parteichef und selbst die CDU fand, dass Buschkowsky mit seinem „Multikulti-Bashing“ zu weit gegangen war. Und es war Buschkowsky, der dem Bezirk den Stempel des hoffnungslosen Problembezirks aufdrückte und so genannte No-go-Areas beschwor, die an rechtsfreie Favelas in Rio de Janeiro erinnern ließen. Sein Kommentar nach der Premiere des schonungslosen Neukölln-Kino-Dramas „Knallhart“: Die Probleme seien in Wirklichkeit noch viel schlimmer.

Über die wahren Motive des inzwischen berühmtesten Bezirksbürgermeisters in Berlin lässt sich nur spekulieren. Fest steht: Seine Neuköllner GenossInnen hat er fest hinter sich. Für die anstehenden Kommunalwahlen im September hat ihn seine Partei mit 90 Prozent der Stimmen jüngst wieder als Spitzenkandidaten nominiert.

Aber vielleicht will ihn seine Partei endlich einmal in die Pflicht nehmen. Immerhin ist ein Bürgermeister nicht nur für die Schelte zuständig. Nach so vielen Jahren Amtszeit müsste er die Probleme doch endlich auch mal selbst in die Hand nehmen. FELIX LEE