Platzeck kommt nach Hause

In Potsdam wird der zurückgetretene SPD-Chef Matthias Platzeck mit offenen Armen empfangen – sogar von der Opposition, die ihm Respekt für seine Entscheidung zollt

Für Matthias Platzeck war es nur ein kurzer Ausflug von Potsdam ins Kreuzberger Willy-Brandt-Haus. Jetzt freut sich die brandenburgische Hauptstadt auf die Rückkehr des ehemaligen Chefs der Bundes-SPD – als Ministerpräsident und brandenburgischer SPD-Chef ohne aufreibenden Nebenjob. Respekt für Platzecks Entscheidung, aus gesundheitlichen Gründen den SPD-Vorsitz aufzugeben, zollen dabei nicht nur die in Brandenburg regierenden Sozial- und Christdemokraten, sondern auch die Linkspartei.PDS und die Grünen. Negative Auswirkungen auf die Landespolitik werden nicht befürchtet.

Platzeck kündigte gestern an, zunächst erst einmal seine Gesundheit wieder in Ordnung bringen zu wollen. Dann werde er sich „mit ganzer Kraft dem Land Brandenburg“ widmen. Zuletzt hatte Platzeck Ende März einen Hörsturz erlitten.

Der brandenburgische SPD-Franktionschef Günter Baaske würdigte Platzecks Entscheidung. „Sie zeugt von großer Verantwortung gegenüber der Partei, aber auch gegenüber der eigenen Gesundheit“, so Baaske. Platzeck werde sicher bei der Neuwahl der Parteispitze im Juli als SPD-Landeschef bestätigt.

Auch der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) hat den Rücktritt des SPD-Bundesvorsitzenden Matthias Platzeck mit Achtung gewürdigt. „Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung von Herrn Platzeck“, erklärte Schönbohm. Die Umstände, die zu dieser Entscheidung geführt hätten, zeigten die hohe Belastung, der Politiker ausgesetzt seien. „Bei allem Einsatz muss immer gelten: Der Mensch ist wichtiger als das Amt.“

„Wir wünschen Platzeck gute Besserung“, sagte die Sprecherin der Brandenburger Linkspartei.PDS-Franktion, Alexa Lamberz. Gebraucht werde ein gesunder Ministerpräsident, der sich für die Interessen des Landes einsetze, etwa bei der Föderalismusreform. Ein schwächeres Standing Platzecks in dieser Auseinandersetzung fürchtet Lamberz nicht, im Gegenteil: „Vielleicht verschafft ihm der Rücktritt auch Respekt.“

Die Brandenburger Grünen, die nicht im Potsdamer Landtag vertreten sind, zollten Platzeck Respekt. „Seine Situation macht deutlich, was eigentlich selbstverständlich ist: Politikerinnen und Politiker haben auch nur begrenzte Kräfte.“ Mit der Dreifachfunktion als Ministerpräsident, SPD-Landes- und -Bundesvorsitzer sei Platzeck einer andauernden Überforderung ausgesetzt gewesen. „Er wäre gut beraten gewesen, zumindest den brandenburgischen Landesvorsitz frühzeitig aufzugeben.“ Nach seiner Genesung müsse sich Platzeck vor allem um die wirtschaftliche Situation in Brandenburg kümmern. Zudem stehe die Finanzierung des neuen Flughafens in Schönefeld auf der Agenda. Richard Rother