flierl und böger
: Zeit für offene Rechnungen

Manchmal sind Schlagzeilen wirklich nichts anderes als ein rechter Quatsch. Und trotzdem lohnt es, über sie nachzudenken. Als purer Unsinn darf getrost die Nachricht aus dem Hause Aust/Augstein (Hamburg) bezeichnet werden, wonach Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit lauthals plant, seine Senatoren Klaus Böger und Thomas Flierl nach der Abgeordnetenhauswahl im September nicht mehr einzustellen. Die Mohren können gehen, die Mohren haben ihre Schuldigkeit getan, soll Wowereit so oder so ungefähr gesagt haben. Hat er so aber nicht.

Kommentar von Rolf Lautenschläger

Man kann Klaus Wowereit so ziemlich alles andichten, aber keinen mangelnden politischen Instinkt, geht es um ihn selbst und die Wahl 2006. Mit Personalien zum jetzigen Zeitpunkt herumzuoperieren, das weiß Wowereit, ist untauglich. Es würde nur das Wahlvolk verunsichern. Eine offene Demontage des Schul- beziehungsweise Kultursenators, das weiß Wowereit auch, demontiert zugleich sein eigenes Ansehen samt seiner Politik. Und schließlich fragt man sich, warum der Chef zum jetzigen Zeitpunkt seinen Angestellten das Misstrauen aussprechen sollte. Es hätte längst bessere Gründe gegeben, sie zu schassen.

Dass Böger und Flierl dennoch ins Gerede gekommen sind, hat andere (Hinter-)Gründe. In der Partei hat vor der Wahl das Stühlerücken begonnen, Rechnungen werden aufgemacht, und auf die Sessel des Wackelkandidaten Böger und des Ostquerkopfs Flierl sind nicht wenige scharf. Dass SPD-Fraktionschef Müller an den Kabinettstisch drängt, ist ein offenes Geheimnis. Die junge SPD-Linke will Alt-Böger loswerden. Und schließlich brauche Berlin einen Kultursenator eh nicht. Wowereit kann’s recht sein.