„Er hat nichts Schlimmes gemacht“

Sadettin Aydin sagt, sein Vater sei nur PKK-Sympathisant gewesen. Später sei er sogar von der PKK erpresst worden. Nach der Entscheidung des Ausschusses ist die Familie ratlos

taz: Herr Aydin, wie hat Ihr Vater das Abstimmungsergebnis des Petitionsausschusses aufgegenommen?

Sadettin Aydin: Er ist schockiert. Das hat keiner von uns erwartet. Der Petitionsausschuss war unsere große Hoffnung.

Als entscheidender Grund für die Ablehnung des Bleiberechts wird die Nähe Ihres Vaters zur in Deutschland verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK genannt.

Mein Vater war ein ganz einfacher Sympathisant. „Mala kurda“ heißt das bei uns. Mit den großen Leuten hatte er nichts zu tun.

Stimmt es, das er 1999 bei der versuchten Erstürmung des israelischen Generalkonsulats dabei war?

Er hat an der Demonstration teilgenommen. Aber er hat nichts Schlimmes gemacht. Bei seiner Anhörung vor dem Verwaltungsgericht hat er gesagt, er habe einige der verletzten Kurden mit dem Auto ins Krankenhaus transportiert.

Hatte Ihr Vater früher in der Türkei mit der PKK zu tun?

In der Stellungnahme der Innenverwaltung wird behauptet, mein Vater habe für die PKK eine Maschinenpistole aufbewahrt. Das stimmt nicht. Das hat ein Dolmetscher falsch übersetzt. Mein Vater war früher Lkw-Fahrer und hat die Kurden mit Nahrung unterstützt. Die Türkei hat gemerkt, dass er der PKK hilft. Er wurde inhaftiert und solange gefoltert, bis er bereit war, die PKK für die Türkei auszuspionieren.

Wie steht Ihr Vater heute zur PKK?

Er hat seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr.

Was wäre die Folge, wenn Ihr Vater jetzt in die Türkei abgeschoben werden würde?

Die Türkei hat sicherlich mitbekommen, dass mein Vater in Deutschland an den Demonstrationen und Festivals der Kurden teilgenommen hat. Er war ja öfter auf Titelseiten von Zeitungen oder im Fernsehen zu sehen. Die haben ihn bestimmt erkannt. Die kennen ihn ja noch von früher.

Warum ist von der PKK-Anhängerschaft Ihres Vaters bislang nie öffentlich die Rede gewesen?

Mein Vater hat dazu in Anhörungen Stellung genommen. Meine älteste Schwester ist in Deutschland sogar von Kurden entführt worden. Damit wollten sie meinen Vater erpressen, für die PKK zu spionieren. Das war der Grund, warum wir unter falschem Namen von Hannover nach Berlin geflüchtet sind. Mein Vater befand sich zwischen zwei Fronten.

Wie geht es nun weiter?

Wir sind absolut ratlos.

INTERVIEW: PLUTONIA PLARRE