Ein Chef für alle Felle

Tierpark-Direktor Bernhard Blaszkiewitz wird ab dem kommenden Jahr auch den Zoologischen Garten leiten. Seine Berufung durch den Aufsichtsrat der Zoo AG galt wegen Kritik an seiner Amtsführung lange als unwahrscheinlich

Der Tierpark Friedrichsfelde und der Zoologische Garten stehen ab dem 31. Januar 2007 unter einheitlicher Leitung. Tierpark-Direktor Bernhard Blaszkiewitz wurde vom Aufsichtsrat der Zoo AG, zu der beide Einrichtungen gehören, zusätzlich zum künftigen Zoochef berufen. Der 52-Jährige löst damit den bisherigen Zoodirektor Jürgen Lange ab, der in Pension geht. Das teilte der Zoo gestern mit. Lange hatte seinen Vertrag ursprünglich um ein Jahr verlängern wollen. Das hatte der Aufsichtsrat aber abgelehnt und die Stelle international ausgeschrieben.

Der gebürtige Berliner Blaszkiewitz studierte an der Freien Universität Biologie. Für ihn ist die Berufung eine Rückkehr in den Zoo, wo er schon zu Studienzeiten als Tierpflegervolontär arbeitete. Später war er im Zoo Frankfurt sowie im Gelsenkirchener Ruhrzoo tätig. Nach sieben Jahren wissenschaftlicher Assistenz im Zoo Berlin wechselte er 1991 als Geschäftsführer an den Tierpark Friedrichsfelde. „Die Tiere sind das Wichtigste“, so Blaszkiewitz gestern. „Die Besucher sollen das Gefühl bekommen, dass es den Tieren gut geht“, erklärte der künftige Zoochef seine Ziele. Angst vor finanziellen Problemen habe er nicht. „Seit 1991 höre ich jedes Jahr, dass zu wenig Geld da ist.“ Entscheidend sei, dass das Land „weiter zu beiden Zoos steht“. Die jährliche Förderung sinkt zwar von über 11 Millionen Euro bis 2007 auf zusammen rund 8,4 Millionen Euro. Sie sei nun aber „verbindlich vereinbart und eine verlässliche Grundlage“.

Dass der Aufsichtsrat Blaszkiewitz auch den Posten des Zoodirektors übertragen würde, galt lange als unwahrscheinlich. Grund dafür war Kritik, die insbesondere Beschäftigte des Tierparks an ihm geäußert hatten. Tierpfleger und andere Angestellte hatten nach Presseberichten seit Jahren über eine autoritäre Amtsführung und einen „harschen Umgangston“ geklagt. Blaszkiewitz verbreite „Angst in der Belegschaft“, hieß es unter Tierpark-Mitarbeitern. Würde der Direktor von den Beschäftigten gewählt, „würde Blaszkiewitz keine Stimme bekommen“. Ein weiterer Kritikpunkt war, dass Blaszkiewitz sich nicht um die Erschließung privater Geldquellen kümmere und sich darauf verlasse, Geld vom Land zu bekommen. Mitglieder des Aufsichtsrats hatten deshalb angekündigt, Blaszkiewitz’ Ernennung zum Zoochef mit ihrer Stimme zu verhindern.

Die Berliner Zoos zählen zu den artenreichsten der Welt. Bei den Besucherzahlen liegen beide Zoos zusammen im europäischen Vergleich auf dem ersten Platz. In den Zoologischen Garten kommen jedes Jahr etwa 2,5 Millionen Besucher, in den Tierpark etwa 1,1 Millionen. dpa, taz

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