EMISSIONSHANDEL: UMWELTRAT ZEIGT WIRTSCHAFTLICHEN SACHVERSTAND
: Lesestoff für Ökonomen

Hut ab! Dass sich ein Sachverständigenrat für Umweltfragen mit ökologischen Themen auskennt, darf man getrost erwarten. Dass er aber auch über ein komplexes ökonomisches Gebilde wie den Emissionshandel sachkundig zu schreiben vermag, vermutet zumindest der Laie nicht unbedingt. Der Umweltrat hat genau das geschafft. Mehr noch: Sein Gutachten ist aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht so ziemlich das Kompetenteste, was heute an Stellungnahmen zum Emissionshandel auf dem Markt ist. Manch einer, der sich Ökonom nennt und sich in der Vergangenheit ausgiebig über dieses Thema ausgelassen hat, kann viel aus dem Papier lernen.

Doch warum beweist nun gerade ein Umweltrat ein Maximum an nüchternem ökonomischem Sachverstand? Ganz einfach: weil er als nahezu einzige Institution das wirkliche Ziel des Emissionshandels im Blick hat, nämlich die Senkung der Kohlendioxidemissionen auf möglichst kostengünstige Weise. Fast alle anderen, die sich immer wieder lautstark zu dem neuen Handelsinstrument äußern, sind, mehr oder weniger sichtbar, schlichte Lobbyisten – Menschen also, die Ökonomie nicht betreiben, um damit wirkliche Zusammenhänge zu ergründen, sondern vielmehr um eigene Interessen scheinökonomisch zu begründen und politisch Stimmung zu machen.

Dieser Vorwurf trifft alle Seiten: die Vertreter einzelner Branchen, die für ihre Fabriken höhere Kohlendioxidkontingente einfordern, weil ihre Technologie eben so reich an Emissionen sei. Oder auch Energiekonzerne, die für bestimmte Brennstoffe Sonderkontingente verlangen, was dem Ziel des Emissionshandels jeweils völlig zuwiderläuft. Hinzu kommen Verbraucherverbände und populistische Politiker, die sich beschweren, wenn Versorger die CO2-Preise in den Strompreis einrechnen – und damit ignorieren, dass die Unternehmen schlicht ökonomischen Gesetzen folgen.

Über all diese Hintergründe klären nun ausgerechnet Umweltexperten sehr präzise auf. Was wieder einmal zeigt, dass gute Ökologen auch gute Ökonomen sind. BERNWARD JANZING