Mehrfachtäter-Studie
: Die Polizei kommt in der Realität an

Was geht eigentlich in der Berliner Polizei vor? So lange ist es noch nicht her, da erklärte sie bestimmte Gegenden wie die Kreuzberger Wrangelstraße oder das Rollbergviertel in Neukölln zu No-go-Areas. Im parlamentarischen Innenausschuss wurde ein Atlas mit Problemkiezen vorgelegt. Nun heißt es in einer Polizeistudie, in genau diese Kieze müsse man hinein – nicht mit dem Knüppel, sondern „mit den besten BeamtInnen“. Um dort auch präventiv zu wirken.

Kommentar von Otto Diederichs

Welch ein Wandel in den Köpfen! Nicht nur bei Polizeipräsident Dieter Glietsch, der im Verbund mit örtlichen Initiativen auf gutem Weg scheint, die Kreuzberger Mai-Krawalle zu entschärfen. Auch bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Vor knapp zehn Jahren war sie noch von der „Aufräumstrategie“ des New Yorker Polizeipräsidenten William Bratton begeistert. Nun legt sie eine Studie über jugendliche Intensivtäter vor, „um die öffentliche Diskussion zu versachlichen“. In Auftrag gegeben wurde diese im Herbst 2004, just als die Diskussion um den jüngst aus dem Knast entlassenen libanesischen Vielfachtäter „Mahmut“ begann.

Das Ergebnis spricht jetzt allen bisherigen Tatarenmeldungen Hohn. Deutsche Staatsbürger sind es, die in dieser Tätergruppe an der Spitze liegen. Und auch wenn man hier differenzieren muss, da in der Studie nur nach Staatsbürgerschaften gezählt wurde, ist die Tendenz klar: Unsere Kriminalität machen wir uns überwiegend selber.

Die Berliner Polizei hat sich damit offen gezeigt, auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren. Das Einzige, was einem an diesem Wandel der Polizei in Berlin ein bisschen Angst machen kann, ist deren Geschwindigkeit. Sie kann nun zu Recht erwarten, von allen gesellschaftlichen Kräften – auch von den Migrantenorganisationen – unterstützt zu werden.

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