Wir sind Mannschaftsbus

Flotte Sprüche auf den noch flotteren Bussen der WM-Teams – eine Werbeaktion im sprachlichen Schlingern

Im Frühjahr 2005 waren wir Papst. Im Frühjahr 2006 sind wir – was auch sonst – Fußball. Und zwar ganz amtlich: „Wir sind Fußball“ wird auf dem deutschen Mannschaftsbus bei der Fußball-Weltmeisterschaft stehen. Verursacher dieses Geistesblitzes waren dieses Mal keine Boulevardredakteure, sondern die deutschen Fußballfans. Die wurden von Hyundai unterstützt, im Kabinett der offiziellen WM-Sponsoren zuständig für Mannschaftsbusse und ihre Beschriftung.

In der Hyundai-Marketingabteilung folgte man dabei einfach einem beliebten Trend in der Werbebranche: Anstatt sich selbst etwas auszudenken, macht man ein Gewinnspiel draus und lässt die Konsumenten überlegen. Das ist bequem, gut für die Kundenbindung, und irgendwo muss man ja schließlich hin mit den ganzen WM-Karten, die man als Sponsor so bekommen hat. Als ersten Preis gab es allerdings nicht bloß eine läppische Finalkarte, sondern das „WM-Super-Super-Super-Ticket“, mit dem alle deutschen Spiele der Weltmeisterschaften 2006, 2010 und 2014 besucht werden können. Das zog.

Rund 13.000 Vorschläge wurden eingereicht, und nach der Vorauswahl standen drei Slogans im Finale. Neben dem Siegerspruch waren das noch „Deutschland fährt vor“ und „Für Deutschland, durch Deutschland“. Man möchte lieber nicht wissen, wie die anderen 12.997 Einreichungen aussahen.

Ähnliche Wettbewerbe gab es auch in den anderen 31 Teilnehmerländern, und im internationalen Vergleich schneidet das reduzierte „Wir sind Fußball“ auf einmal ganz passabel ab.

Eine Top 5 des Grauens gefällig? Kein Problem: 1. „Our army is the team, our weapon is the ball. Let’s get to Germany and give it all“ (Costa Rica). 2. „Go Black Stars, the stars of our world“ (Ghana). 3. „Vehicle monitored by 180 million Brazilian hearts“ (Brasilien). 4. „With a flag in the window and a nation on the pitch. Força Portugal“ (Portugal). „Fight! Show spirit! Come on! You have the support of everyone!“ (Schweden). 5. „White and red, dangerous and brave“ (Polen). MICHAEL BRAKE