Übergriff erfunden

Der angeblich von Neonazis überfallene Italiener ist offenbar nur betrunken auf ein Bahngleis gefallen

Den angeblichen fremdenfeindlichen Überfall auf einen Italiener hat es nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft höchstwahrscheinlich nicht gegeben. Nach derzeitigen Erkenntnissen stürzte der 30-Jährige am Wochenende auf dem S-Bahnhof Alexanderplatz betrunken auf ein Gleisbett und verletzte sich dabei, teilten die Ermittler gestern mit. Diesen Schluss ließen Bilder von Überwachungskameras zu.

Der angebliche Überfall hatte so kurz vor der Fußball-WM auch im Ausland Schlagzeilen gemacht. Italienische Zeitungen berichteten teilweise in großer Aufmachung über Gefahren, vor allem im Osten Deutschlands Opfer rechtsextremistischer Schläger zu werden.

Gegen den Hilfskellner wird jetzt wegen Vortäuschens einer Straftat ermittelt. Der 30-Jährige hatte behauptet, in der Nacht zum Sonntag in der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg von drei kahlköpfigen Männern als Ausländer beschimpft und mit einem Baseballschläger geschlagen worden zu sein.

Nach Darstellung eines Justizsprechers zeigen Kamerabilder einen Mann, der ins Stolpern gerät und auf das Gleisbett fällt. Er klettert zwar ohne Hilfe wieder auf den Bahnsteig, kann dann aber wegen einer Knieverletzung nicht weiterlaufen. Der Italiener war am Sonntagmorgen am Alexanderplatz gefunden worden.

Im Glauben an einen Überfall von Neonazis hatten Montag in Prenzlauer Berg 500 Menschen gegen Rassismus demonstriert. In den vergangenen Jahren sind mehrfach Überfälle von Neonazis vorgetäuscht worden. Nach Einschätzung von Rechtsmedizinern verbergen sich dahinter zumeist psychische Störungen oder schwere persönliche Probleme. dpa