Rudi Dutschke: die Punktlandung

Christoph Eberhardt weiß, wann man was unterschreibt. Er ist der 5.000. Unterstützer der Rudi-Dutschke-Straße. Dass es richtig ist, sich mit Dutschke zu beschäftigen, hat er in Chile gelernt

Am 19. Mai, kurz nach zwölf Uhr, war es so weit: In einem Café an der Bergmannstraße trug sich Christoph Eberhardt, 29, als fünftausendste Person auf den Unterschriftenlisten für die Umbenennung der Kochstraße ein.

Als er von der Umbenennungsaktion der taz hörte, war Eberhardt sofort interessiert. Denn für ihn hat Dutschke nichts an Aktualität verloren, eher im Gegenteil: „Es ging Dutschke darum, bei den Leuten ein Bewusstsein für politische Themen zu schaffen und dass sie merken, was mit ihnen in diesem Land passiert. Das fehlt vielen heute völlig.“

Eberhardt kommt aus dem Raum Stuttgart und lebt seit acht Jahren in Berlin. Er studiert Publizistik, Deutsche Literatur, Deutsch als Fremdsprache – an der FU, wie Dutschke auch. An den Studierendenprotesten vor zwei Jahren hat sich Eberhardt natürlich beteiligt: Er demonstrierte, diskutierte mit Mittelständlern und organisierte Aktionen wie die Verlegung eines Seminars an den Neptunbrunnen.

Die Umbenennung wäre für Eberhardt ein Signal. Er erinnert sich an ein Praktikum am chilenischen Goethe-Institut, bei dem er als Deutschlehrer gearbeitet hat: „Die Schüler sollten Referate über die deutsche Geschichte halten, ich hatte auch eins über Rudi Dutschke vergeben. Als Quelle sollten sie die ‚Tatsachen über Deutschland‘ nutzen, die vom Auswärtigen Amt herausgegeben werden“, erzählt Eberhardt. „Da ist mir mal aufgefallen, wie sehr Dutschke noch als schwarzes Kapitel verschwiegen wird: In den ‚Tatsachen‘ stand nämlich absolut nichts über Dutschke. Also ist es umso wichtiger, dass eine Straße nach ihm benannt wird.“ MICHAEL BRAKE