„Berlin erleichtert Prostitution“

In den USA protestieren Konservative gegen die „Partnerschaft“ von Puffbesitzern und Menschenhändlern in Deutschland. Auch Angela Merkel bekommt die Kritik zu hören

WASHINGTON taz ■ Kurz vor Angela Merkels zweiter Washington-Reise Anfang Mai heizte der US-Kongress ihrem Gastgeber Präsident George W. Bush noch einmal richtig ein: Die Republikaner im Abgeordnetenhaus, sonst nicht gerade die erste Adresse für Frauenfragen, hatten sich um die Frauenschicksale abseits des WM-Fußballrasens Sorgen gemacht. Der Präsident werde daher die Bundeskanzlerin auffordern, mehr zum Schutz der Frauen zu unternehmen, die während der Fußball-WM im kommenden Monat ausgebeutet zu werden drohen, verkündete der Kongressabgeordnete Christopher Smith.

Smith berichtete dem Menschenrechts-Unterausschuss des US-Kongresses, dass deutsche Bordelle während der WM mit einem Anstieg an „Handel“ rechneten. Seiner Ansicht nach sei die deutsche Regierung als Gastgeber des Megafußballereignisses zu lax, wenn es um Prostitution gehe. Deutschland erleichtere vielmehr den Frauenhandel, da es den Bau von „Megabordellen“ und „Sexhäusern“ erlaube. Zudem verteilten die WM- Städte spezielle Gewerbescheine an Prostituierte. So entstehe eine virtuelle Partnerschaft zwischen Puffbesitzern, Zuhältern und Menschenhändlern.

In Reaktion auf einen zuvor veröffentlichten UN-Bericht über weltweiten Menschenhandel sagte Smith, dass wiederholt die Besorgnis geäußert worden sei, Frauen könnten in dieser Zeit in die Prostitution gezwungen werden, um der Nachfrage gerecht werden zu können. „Es ist empörend, dass die deutsche Regierung Prostitution erleichtert. Wir sind der Überzeugung, dass Frauen, die ausgebeutet werden, auch wie Ware behandelt werden“, sagte Smith.

Smith sieht sich unterstützt von über 40 international agierenden Gruppen, zu denen auch die Coalition Against Trafficking in Women and der World Emergency Relief gehören. Smith ist auch der Kovorsitzende des Helsinki-Komitees, das sich mit Menschenrechten in Europa befasst. Smith: „Sollte Berlin nicht reagieren, bin ich dafür, dass wir Deutschland in den Menschenrechtsreport des Kapitols aufnehmen, denn es verletzt das Abkommen gegen Menschenhandel auf unerhörte Weise.“

ADRIENNE WOLTERSDORF