rechtsextremismus
: Das WM-Motto als Chance

Nun ist er mal wieder ein Thema: der Rechtsextremismus und seine Folgen. Zwei mutmaßlich ausländerfeindlich motivierte Überfälle und ein falscher Alarm in Berlin und Potsdam genügen, und der Kampf gegen die Neonazis steht wieder ganz oben auf der Agenda. Schon werden erste Unkenrufe laut, dass sich der politische Mainstream nur um das Ansehen des Landes während der Fußball-WM sorge. Dem kann man nur zwei Worte entgegen halten: zum Glück!

Kommentar von Gereon Asmuth

Anders als im Bundestrend ist die Zahl rechtsextremistischer Vorfälle in Berlin nicht gestiegen. Das hat die Stadt auch der Polizei zu verdanken. Die ist schon längst nicht mehr auf dem rechten Auge blind. Im Gegenteil. Seit einigen Jahren verfährt sie konsequent nach dem alten Antifa-Slogan „Keinen Fußbreit den Faschisten“. Die Beamten rücken den Rechtsextremen dermaßen auf die Pelle, dass man schon um die Rechtmäßigkeit ihres Tuns fürchten muss. Wer ein noch härteres Durchgreifen fordert, hat entweder keine Ahnung von der Arbeit der Berliner Polizei – oder keinen Respekt vor den Grenzen des Rechtsstaats.

Aber keine Polizei der Welt kann sämtliche Verbrechen verhindern. Das Problem Rechtsextremismus bleibt immer vorhanden, auch wenn es die Mehrheit immer wieder verdrängt. Weil nun aber „die Welt zu Gast bei Freunden“ geladen ist, fällt auf, dass auch einzelne Übergriffe nicht so recht in das Bild einer gastfreundlichen Republik passen mögen. Das ist eine einmalige Chance für die zahlreichen ausgezeichneten Projekte, die leider nicht nur mit Neonazis zu kämpfen haben, sondern auch mit dem Rotstift. Wenn nun der politische Mainstream aus Sorge um den Ruf des Landes ein paar Euro für diese Projekte lockermachte, wäre viel gewonnen. Denn nach der WM, so viel ist sicher, wird die Aufmerksamkeit wieder deutlich nachlassen.