rassismus und wm
: Warten auf den Abpfiff

In der Haut der Berliner Polizei und Politiker möchte man dieser Tage nicht stecken. Je näher die Fußball-WM rückt, desto größer auch die Aufmerksamkeit der in- und ausländischen Medien. Die Welt zu Gast bei – tja, wem eigentlich? Freunden, Nazis, Trittbrettfahrern?

Kommentar von UWE RADA

Was auch immer hinter dem gestrigen Brandanschlag auf einen interkulturellen Jugendclub stecken mag – es ist nicht unwahrscheinlich, dass Taten wie diese auch ihre Konjunktur haben.

Selten ist es für Nazis so „einfach“, die Republik zu „erschüttern“, wie im Vorfeld von internationalen Großereignissen wie der Fußball-Weltmeisterschaft. Und selten aufgeregt sind auch die unter internationaler Beobachtung geführten Diskussionen wie die um so genannte No-go-Areas in Berlin, Brandenburg und anderswo.

Aber was, bitteschön, ist daran neu? Dass Menschen anderer Hautfarbe, politischer oder sexueller Neigung zu manchen Zeiten manche Orte besser meiden, gehört für viele in dieser Stadt zur Alltagserfahrung. Dass sie bislang nicht hinreichend wahrgenommen wurde, ist beschämend und zeugt von einer beschränkten Weltsicht. Dies gilt vor allem für Politiker, die oft rotzig meinen: „Was nicht sein kann, das nicht sein darf.“

Genauso beschränkt ist die Wahrnehmung aber, wenn manche Orte vorschnell den Stempel „No-go-Area“ aufgedrückt bekommen. Heißa, würde der Nazi da frohlocken und dem nächsten Schwarzen eben in den „Go-Areas“ auflauern. Und bald schon wäre der Berliner Stadtplan braun.

Es mag hilflos klingen, aber im Grunde hilft da nur zweierlei: Einmal unbeirrt und vor allem im Alltag weiter dafür sorgen, dass Berlin eine weltoffene, tolerante Stadt bleibt. Ansonsten: Warten auf den Abpfiff. Wenn es keine Schlagzeilen mehr gibt wie „Die Welt zu Gast bei Nazis“, lässt auch die dazugehörige Konjunktur wieder nach.