Zeugen für Glatzenauftritt gesucht

Skinheads randalieren am Himmelfahrtstag in einer Lübecker Kleingartenkolonie. Unbestätigten Zeugenberichten zufolge soll es dabei zu ausländerfeindlichen Übergriffen gekommen sein, Die Polizei nahm die Männer fest

Eine Gruppe alkoholisierter Skinheads hat am Himmelfahrtstag in Lübeck gepöbelt und vermutlich auch Ausländer bedroht. Ein Aufgebot von 60 Beamten nahm die 16 kahl geschorenen Männer am Donnerstagabend fest, als sie in einer Kleingarten-Kolonie randalierten. Das teilte die Polizei gestern mit. Ein junger Ausländer verletzte sich laut Zeugenberichten, als er vor der Horde flüchtete. Der Staatsschutz sucht nach dem Jungen und bittet die Bevölkerung um Hinweise.

Mehrere Menschen wählten den Notruf und beschwerten sich über Bedrohungen. Als die Polizei eintraf, war aber keiner der Anrufer mehr da. Die Skinheads hätten die Vorwürfe heruntergespielt und seien dann notgedrungen nur ermahnt worden, sagte die Polizei. Entgegen ersten Angaben gebe es vorerst keine konkreten Belege für tätliche Angriffe der Rechtsextremisten.

Gegen die Männer aus dem rechten Spektrum wurden Anzeigen wegen Landfriedensbruch gestellt. Sie blieben bis zur Entlassung am frühen Freitagmorgen in Ausnüchterungszellen. Die Skinheads hatten in einer Gartenkolonie Gartentüren und Zäune beschädigt. Zuvor waren sie auf einer Vatertagstour pöbelnd und randalierend durch die Stadt gezogen. „Einige der Männer sind aktenkundig“, sagte ein Sprecher.

Dennoch sei es zu früh, von einem rechtsextremistischen Vorfall zu sprechen. Zeugen müssten noch vernommen werden, um die Gerüchte zu erhärten. „Bis jetzt haben wir nur eine Gruppe von Männern, die sich am Vatertag furchtbar daneben benommen haben“, sagte der Sprecher. Die meisten Festgenommenen seien um die 30, einer 18 und einer 50.

Schleswig-Holstein hatte 2005 laut Verfassungsschutzbericht mit 1,94 rechtsextremistisch motivierten Gewalttaten je 100.000 Einwohnern den höchsten relativen Wert unter den westdeutschen Ländern, gefolgt von Niedersachsen mit 1,49. dpa

weiterer Bericht SEITE 2