Ein Arbeitsplan gegen die Erderwärmung

Die Klimakonferenz in Bonn bekennt sich dazu, das Kioto-Protokoll fortzusetzen. Ansonsten ist aber fast alles unklar

BERLIN taz ■ Die Mitgliedstaaten des Kioto-Protokolls wollen sich auch im kommenden Jahrzehnt verpflichten, die Emission von Treibhausgasen zu verringern. Darauf haben sich die Teilnehmer der UN-Klimakonferenz geeinigt, die am Freitagnachmittag in Bonn zu Ende ging. „Es wurde ein übereinstimmender Konsens gefunden, dass ein nahtloser Übergang nach 2012 notwendig ist, sobald die erste Verpflichtungsperiode zu Ende geht“, sagte Michael Zammit-Cutajar, Vorsitzender der Ad-hoc-Arbeitsgruppe zum Abschluss der Konferenz. Wie viele Treibhausgase in welchem Zeitraum eingespart werden sollen, wurde aber noch nicht festgelegt.

Das Kioto-Protokoll verlangt von den teilnehmenden 36 Industrieländern, dass sie den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen verringern – und zwar um 5 Prozent zwischen 2008 und 2012 im Vergleich zu 1990. Auf der Klimakonferenz in Montreal im vergangenen Dezember haben die Kioto-Staaten vereinbart, dass auch nach 2012 verbindliche Emissionsobergrenzen und Reduzierungspflichten für Industrieländer gelten sollen. So soll die Erderwärmung begrenzt werden.

Noch sind aber viele Fragen ungeklärt. Wie viel Zeit bekommen die Industriestaaten, um das nächste Reduktionsziel zu erreichen? Wie viel muss reduziert werden? Wie wird der Flugverkehr berücksichtigt? Inwieweit müssen die Entwickungsländer fester eingebunden werden? All diese Fragen sollen auf den Klimakonferenzen entschieden werden, die auf Montreal folgen.

Bonn war die Erste davon, dort ging es vor allem um einen konkreten Fahrplan für die kommenden Konferenz. „Wir haben ein ambitioniertes Arbeitsprogramm verabschiedet“, sagte Zammit-Cutajar.

Allerdings blieb es nicht allein bei technischen Fragen. Die neue Regierung in Kanada will nämlich verhindern, dass die Regeln verschärft werden, und will in zwei Jahren entscheiden, ob sie überhaupt noch Mitgliedstaat des Protokolls bleibt. Die Klimabilanz Kanadas ist schlecht, das Land produziert heute 57 Prozent mehr CO2 als 1990. „Es ist sehr wichtig, dass Kanada an Bord bleibt“, sagte Zammit-Cutajar. Ansonsten würde das gesamte „Gebäude“ geschwächt.

Die Umweltschutzorgansiation WWF sieht das Ergebnis von Bonn grundsätzlich positiv. Der Weg für weitere Verhandlungen nach dem Kioto-Modell sei frei, freute sich WWF-Klimaschutz-Direktorin Jennifer Morgan. Es sei aber ein noch rascheres und engagierteres Vorgehen notwendig, um der Erderwärmung zu begegnen. Die Industrieländer müssten für die nächste Verhandlungsperiode weit höhere Verminderungsziele anvisieren, als jene 5 Prozent in 22 Jahren, die bis 2012 im Kioto-Protokoll beschlossen wurden. Sonst seien selbst die schlimmsten Folgen des Klimawandels nicht zu verhindern. STEPHAN KOSCH