Eine Frage des Hintergrunds

Das Opfer soll der Täter sein: Am vergangenen Donnerstag hatte eine „Herrengesellschaft“ auf dem Flohmarkt in Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) einen indischen Händler zusammengeschlagen. Doch nun erzählt Marktorganisator Hans-Jürgen Kohl: Als die zehn bis 15 Leute am Stand des Inders vorbeigekommen seien, habe dieser sie beschimpft. Dann soll er eine Eisenstange geholt und mit „zwei seiner Landsleute“ die Deutschen angegriffen haben. Die Gruppe habe die drei überwältigt und einer mit der Faust auf einen Inder eingeschlagen, so Kohl gegenüber der Ostsee-Zeitung. Wismars Bürgermeisterin Rosemarie Wilcken (SPD) erklärt sogleich: „Ich bin erschrocken, aber zugleich auch erleichtert, wenn es sich nicht um einen rechtsradikalen Hintergrund bei der Schlägerei gehandelt haben soll.“ Dieser Darstellung widerspricht indes die Schweriner Staatsanwaltschaft: Einer der Verdächtigen gehöre der rechtsextremen Szene an, sagt ein Sprecher. „Die Gesamtumstände und die gesamte Beweislage weisen auf eine fremdenfeindliche Tat hin.“ Die Täter hätten „rechtsextreme Parolen“ – „Sieg Heil“, „Ausländer raus“ – gerufen. Gegen einen 23-jährigen wurde Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung erlassen – wegen Fluchtgefahr. Das Opfer erlitt Gesichtsprellungen und Schürfwunden. AS