Hamburg aufs Dach gestiegen

Studierende besetzen aus Protest gegen drohende Studiengebühren die Hamburger Landesvertretung. Mit der Aktion wollen sie sich mit Studis der Hansestadt solidarisieren

Der Zeitpunkt war symbolisch: Pünktlich um fünf vor zwölf stiegen gestern 25 Berliner Studierende der Hamburger Landesvertretung aufs Dach. Aus Protest gegen die bundesweit vorangetriebene Einführung von Studiengebühren besetzten sie die Hauptstadtrepräsentanz und hängten Transparente am Dachbalkon auf. Darauf stand: „Keine Studiengebühren, nirgends!“ Und: „Für das soziale Recht auf freie Bildung!“

Das Land Hamburg dankte es – mit 25 Anzeigen wegen Hausfriedensbruch und Verstoß gegen das Versammlungsgesetz. Alle Studierenden erhielten Platzverweise, nachdem sie von der Polizei aus der Landesvertretung hinausbegleitet wurden.

Mit der einstündigen Aktion wollten sich die Studierenden mit den Studierendenprotesten in Hamburg solidarisieren. Dort gingen gestern etwa 1.000 Studierende auf die Straße, um gegen die erste Lesung des Studienfinanzierungsgesetzes zu demonstrieren. Dies stand gestern in der Hamburger Bürgerschaft auf der Tagesordnung und sieht die Einführung von 500 Euro Studiengebühren pro Semester ab Sommer 2007 vor.

Aktionen waren gestern auch in München, Kiel, Gießen und Frankfurt geplant. In Bonn wurde das Uni-Rektorat besetzt. In den Wochen zuvor war es deutschlandweit bereits zu Protestaktionen von Studierenden gekommen. So wurden etwa in Duisburg, Siegen und Münster die Universitätsrektorate besetzt.

Die Berliner Studierenden hingegen verhielten sich bislang still – anders als in anderen Bundesländern ist es in Berlin erst zehn vor zwölf: Studiengebühren drohen den Hauptstadt-Studierenden frühestens nach den Abgeordnetenhauswahlen am 17. September. MARTIN KAUL