unterm strich
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Die Kunst und das Exil: Das ist oft eine traurige Geschichte darüber, wie eine Botschaft und die, für die sie gemacht ist, nicht zusammenkommen. Seit 1995 lebte der Regisseur Awni Karoumi, der den Irak wegen politischer Verfolgung verließ, in Deutschland. Das war keine zufällig Wahl: Karoumi, 1945 geboren, hatte nicht nur in Bagdad, sondern auch in Berlin (Ost) studiert und Stücke von Brecht, Heiner Müller und Handke in Bagdad und Kuwait inszeniert. Kontroverse arabische Dramatiker gehörten auch zu seinen Stoffen. In Berlin gründete er 1996 zusammen mit anderen Künstlern den Verein „Masrah“, der arabische und europäische Stücke mit Laien und Berufsschauspielern aufführte. Er wollte ein Botschafter zwischen den Kulturen sein und litt darunter, dass dafür eine Öffentlichkeit oft nur mühsam herzustellen war. Das Theater Masrah hat nun mit großer Bestürzung und Trauer seinen Tod mit 61 Jahren gemeldet.

Polen ist nicht dafür bekannt, dass man es dort als Schwuler oder als Lesbe besonders gut hätte. Vom 12. bis zum 15. Juni findet nun erstmals in Warschau ein Queer Film Festival statt. Unterstützung erfahren die VeranstalterInnen vom Berliner Verleih Edition Salzgeber und von Teddy e. V., der während der Berlinale die Teddy Awards verleiht. Gezeigt werden unter anderem „Westler“ von Wieland Speck, „Paragraph 175“ von Rob Epstein und Jeffrey Friedman, „Nachbarinnen“ von Franziska Meletzky und „Ich kenn’ keinen – Allein unter Heteros“ von Jochen Hick. Wieland Speck, Leiter der Panorama-Sektion der Berlinale, äußerte sich besorgt über Angriffe auf Schwule und Lesben in Polen und das Nichtstun der Polizei. Über den Staatspräsidenten Lech Kaczynski sagte Speck, er propagiere „offen Hass gegen die schwulen und lesbischen Bevölkerungsteile.