Angela für Angola?

Irans Staatsoberhaupt Ahmadinedschad will jetzt doch die WM besuchen – sollte sein Nationalteam ins Achtelfinale einziehen. Hofft die Bundesregierung jetzt, dass der Iran in der Vorrunde rausfliegt?

Es ist immer dasselbe Spiel bei den Verlautbarungen zu einem WM-Besuch des iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad: Die Regierung hält sich zurück, die Opposition schäumt. Das war im April so, als erstmals über den Deutschland-Besuch von Ahmadinedschad spekuliert wurde. Das war auch am Wochenende so, als Ahmadinedschad selbst erklärte, er wolle die WM besuchen, sollten die Iraner die Vorrunde überstehen.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte am Wochenende wie vor knapp drei Monaten, man beschäftige sich mit der Frage erst, wenn sie sich auch wirklich stelle. Angela Merkel erklärte, sie rechne nicht mit einem Deutschlandbesuch Ahmadinedschads. „Ich gehe davon aus, dass er nicht kommt“, sagte die Kanzlerin. Die Diskussion sei für sie kein Thema. Hofft die Bundesregierung insgeheim darauf, dass der Iran die Vorrunde gegen Mexiko, Portugal und Angola nicht übersteht?

Ahmadinedschad hatte seine Ankündigung bei einem Empfang für Spieler und Betreuer am Samstag in Teheran gemacht, bei dem ihm ein Trikot mit der Nummer 24 und seinem Namen überreicht wurde. „Wenn ihr es bis in die zweite Runde schafft, würde ich versuchen, dabei zu sein“, gab das Staatsoberhaupt dem Team vor der Abreise mit auf den Weg. Am Sonntag wurde das Team in Friedrichshafen am Bodensee von begeisterten iranischen Fans begrüßt.

Die FDP forderte die Regierung auf, Ahmadinedschad zur unerwünschten Person zu erklären, falls er anreise. „Herr Ahmadinedschad kann im Gegensatz zur iranischen Mannschaft und deren Fans nicht für sich in Anspruch nehmen, in Deutschland zu Gast bei Freunden zu sein“, erklärte FDP-Generalsekretär Dirk Niebel. Die Grünen empfehlen der Regierung, Ahmadinedschad weitgehend „die kalte Schulter“ zu zeigen, sollte er nach Deutschland kommen. „Wenn es sich rechtlich nicht verhindern lässt, sollte man sich überlegen, ob man den Mann mit diplomatischen Ehren empfängt“, sagte Grünen-Vorstandsmitglied Omid Nouripour der taz.

Als Staatsoberhaupt braucht der iranische Präsident kein Visum für Deutschland. Seine Einreise könnte nicht verwehrt werden, es sei denn, der UN-Sicherheitsrat hätte entsprechende Beschlüsse gefasst. Falls man ihn zur unerwünschten Person erklärte, könnte er sich zum Mitglied des iranischen Teams machen. Diesem hat Deutschland eine freie Einreise garantiert.

Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) steht einem Besuch Ahmadinedschads kritisch gegenüber. Theo Zwanziger, geschäftsführender DFB-Präsident, setzte sich für den Fall einer WM-Visite des iranischen Präsidenten für entschiedene öffentliche Kritik an den politischen Positionen Ahmadineschads ein. In einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk sagte er, wenn der iranische Präsident zur WM komme, „dann muss man ihm natürlich in aller Deutlichkeit klar machen, dass das, was er verkündet, absolut unakzeptabel, verbrecherisch und weit von der Realität entfernt ist“. Begrüßen könne man jemanden, der die Wirklichkeit des Holocaust nicht zur Kenntnis nehmen wolle, „ganz sicher nicht“. Ahmadinedschad hat wegen seiner Atompolitik und Israel-feindlicher Äußerungen weltweit für Besorgnis gesorgt. Der Fußball sei aber eine Chance, sagte Zwanziger, den Menschen „ihren Irrweg klar zu machen“. TOK, AP, DPA