Die USA stehen vor einem Scherbenhaufen

Um Somalias Islamisten zurückzudrängen, setzte Washington auf verhasste Warlords. Diese Strategie ist gescheitert

BERLIN taz ■ Somalia ist neben Afghanistan und Irak der dritte große Kriegsschauplatz im US-geführten „Krieg gegen den Terror“. Seit Ende 2001 ist das Land am Horn von Afrika Zentrum einer internationalen Militäroperation, die vom Kleinstaat Dschibuti aus die Seewege Ostafrikas und Arabiens überwacht. Die USA haben dafür rund 1.500 Soldaten in Dschibuti stationiert. Die Bundeswehr ist mit 262 Marinesoldaten an dem Einsatz beteiligt.

Die US-Regierung ist davon überzeugt, dass der staatenlose Zustand im größeren Teil Somalias ein Nährboden für al-Qaida sein kann. Mehrere islamistische Terroranschläge im benachbarten Kenia sollen logistisch in Somalia mit vorbereitet worden sein. Mit Kenia, Äthiopien und der international nicht anerkannten „Republik Somaliland“ im Norden Somalias setzen die USA hingegen auf militärische Zusammenarbeit. Zudem unterstützen sie antiislamistische Kräfte im Süden Somalias und in Mogadischu. Unter diesem Vorzeichen wurde 2004 in Kenia nach zweijährigen Verhandlungen die derzeitige, international anerkannte Übergangsregierung Somalias unter Präsident Abdullahi Yusuf gebildet.

Das Problem der USA: Die Feinde der Islamisten in Somalia sind zumeist eben jene Warlords, die das Land erst in seinen staatenlosen Zustand brachten. Diese Warlords sind inzwischen beim Großteil der somalischen Bevölkerung verhasst. So steht die US-Geopolitik am Horn von Afrika im Widerspruch zu einer Stabilisierung Somalias selbst.

Aus Enttäuschung über die Ineffektivität der somalischen Regierung Yusuf finanziert der US-Geheimdienst seit einigen Monaten die antiislamistischen Warlords in Mogadischu direkt. Der ehemalige CIA-Chef Porter Goss traf sich laut Presseberichten im Februar in Nairobi mit Vertretern dieser Warlords, die sich am 18. Februar als „Allianz für die Wiederherstellung des Friedens und gegen den Terror“ konstituierten. Danach soll eine CIA-Delegation in Mogadischu der Antiterrorallianz mehrere Millionen Dollar übergeben haben, berichtet Kenias führende Tageszeitung Daily Nation. Die in Brüssel ansässige International Crisis Group spricht von regulären Zahlungen von bis zu 150.000 Dollar im Monat. Dies missfiel der Regierung Yusuf, denn vier der Allianzführer sind zugleich Minister und sollen keine Parallelarmeen unterhalten.

Nach Angaben der Washington Post wurde der politische Referent der US-Botschaft in Kenia, Michael Zorick, im April vorzeitig abgelöst, nachdem er diese Politik gegenüber seiner Regierung kritisiert hatte. Im Mai bestätigte das Weiße Haus, man arbeite in Somalia mit „lokalen Partnern“ zusammen, um zu verhindern, dass al-Qaida einen „Brückenkopf“ errichte. Nun stehen die USA vor einem Scherbenhaufen. Das US-Außenministerium erklärte lapidar: „Wir wollen nicht, dass Somalia zu einem sicheren Hafen für ausländische Terroristen wird.“ Genau dies ist jetzt wahrscheinlicher geworden. DOMINIC JOHNSON