der kommentar
: Einmal Sepp, immer Sepp

Fifa-Präsident Sepp Blatter veranstaltet grade einen Ethik-Kongress. Einsicht oder Ablenkungsmanöver?

„For the Good of the Game“, so lautet der Name der Task Force, die der Weltfußballverband Fifa im vergangenen September eingesetzt hat. Fifa-Chef Sepp forderte Anstand im Fußball. Die Eingreiftruppe hat fleißig gearbeitet und Papiere vorbereitet für den Fifa-Kongress, der gestern in München eröffnet wurde.

Sie hat dafür gesorgt, dass die Veranstaltung auf dem Messegelände zu einem Moralkonvent umgewidmet wurde. Die Einsetzung einer Ethikkommission wurde von der Fifa-Exekutive bereits beschlossen. Der Weltfußballverband will darauf achten, dass keiner irgendwo schmutzige Geschäfte macht. Sepp Blatter setzt sich an die Spitze eines Aufstands für den Fußballanstand. Es ist ein von oben verordneter Aufstand. Und es ist keineswegs ein Aufstand der Anständigen.

Immer noch beschäftigt sich die Staatsanwaltschaft des Kantons Zug mit Fifa-Funktionären, die bei ihrer Arbeit für das Wohl des Sports auch ihre Privatkonten immer gut gefüllt haben sollen. Noch immer weiß niemand so ganz genau, inwieweit Blatter selbst die Verflechtungen der Fifa mit der in Konkurs gegangenen Vermarktungsagentur ISL organisiert hat. Dass Blatter in der Rolle des Moralapostels eine glatte Fehlbesetzung ist, dürften die wenigsten bezweifeln. Dass er sich Sorgen um den Fußball macht, ist dem Fifa-Chef allerdings durchaus zu glauben. Der Ball soll laufen, das Geschäft auch. Korruption und Manipulationen in Clubs und Ligen schaden dem Image des Sports, schaden der Fifa und ihren finanziellen Interessen. Deshalb will der Verband die Moral seiner Funktionäre anheben Nur wenn der Fußball an der Basis sauber verwaltet wird, kann oben weiterregiert werden wie bisher. Blatter will sich nicht ändern, sondern schön bleiben, wie er ist. Deshalb braucht er die Ethikkommission.

ANDREAS RÜTTENAUER