Pädophile gründen eine Partei

Niederländische Organisation fordert straffreien Sex ab 12. Noch ist sie nicht registriert

BRÜSSEL taz ■ „Nächstenliebe, Freiheit und Vielfalt“, kurz NVD, nennt sich eine neue Partei in den Niederlanden. Hinter dem harmlos klingenden Namen verbirgt sich ein Zusammenschluss von Pädophilen, die unter anderem fordern, Sex mit Jugendlichen ab zwölf Jahren straffrei zu machen. Das Parteiprogramm, das vor ein paar Tagen in Den Haag vorgestellt wurde, birgt noch andere, ähnlich abenteuerliche Forderungen. So sollen zum Beispiel Pornofilme mit Jugendlichen, die mindestens 16 Jahre alt sind, erlaubt werden. „Pornos sind nicht schädlich“, heißt es in dem Parteiprogramm. Der Besitz von Kinderpornos soll ebenfalls erlaubt werden und die Jahresgrenze von 16 Jahren auch für Prostituierte gelten.

„Wir sind nicht alle wie Dutroux. Es ist an der Zeit, das Bild der Pädophilen zurecht zu rücken“, sagte der Gründer der Partei, Ad van den Berg. Marc Dutroux hatte in den 90er-Jahren mehrere minderjährige Mädchen in Belgien entführt, vergewaltigt und teilweise getötet. „Wir sind ehrlich, idealistisch und nehmen kein Blatt vor den Mund“, heißt es dagegen im NVD-Parteiprogramm. Kinder vor Sexualität zu schützen, sei in unserer Gesellschaft nicht möglich. Deshalb müssten sie früh aufgeklärt und der sexuelle Kontakt mit ihnen erlaubt werden, heißt es weiter. Das gelte allerdings nicht für „gefährliche“ Praktiken. Aber die Partei will nicht nur Kinderpornos fördern. In ihrem Parteiprogramm fordern die Gründer auch eine aktive Diskriminierung von Nichtniederländern und die Legalisierung aller – auch harter – Drogen. Darüber hinaus soll es jedem frei stehen, sich in der Öffentlichkeit nackt zu bewegen.

Die Gründer der Partei kommen aus dem Umfeld der Pädophilenvereinigung „Martijn“, die sich in den Niederlanden, aber auch darüber hinaus, dafür einsetzt, dass Pädophilie gesellschaftlich anerkannt wird.

Vor allem im Ausland rief die Ankündigung der Partei Protest hervor. Besonders heftig reagierten die Belgier, die noch gut die schrecklich Taten des Mädchenmörders Dutroux im Gedächtnis haben. „Eine solche Partei wäre in Belgien undenkbar“, sagte Dirk Depover von der Organisation für entführte Kinder „Child Focus“. „Aber in den Niederlanden besteht eine lange Tradition, Pädophile zu verteidigen.“

In Deutschland wurde im Internet bereits eine Unterschriftenaktion gegen die Partei gestartet. Die Niederländer sehen das gelassener. Jeder vierte Niederländer gibt an, dass ein Verbot der Partei eine unzulässige Zensur wäre.

Dennoch macht sich auch in Holland Widerstand breit: Mitglieder des niederländischen Parlaments haben bereits den Justizminister aufgefordert, zu untersuchen, ob eine solche Partei nach der niederländischen Verfassung überhaupt zugelassen werden darf. Noch hat die Partei keinen offiziellen Antrag auf Registrierung gestellt. Deshalb ist es nicht sicher, ob die Partei tatsächlich an den Wahlen im kommenden Jahr teilnehmen kann. RUTH REICHSTEIN