gewalt in den medien
: Böger haut auch mal drauf

Die Nerven liegen blank. Anders ist kaum zu erklären, welche Aufregung das taz-Interview mit der Kreuzberger Sozialarbeiterin ausgelöst hat. Dass die durch Schläge eines Zwölfjährigen verletzte Lehrerin das Interview als weiteren Tiefschlag missverstehen kann, ist aufgrund ihrer Situation noch nachvollziehbar – vor allem ist es bedauerlich. Weder die taz, noch die Interviewte wollten die Lehrerin bloßstellen.

Kommentar von Gereon Asmuth

Dass die Bild nun die Soziarbeiterin an den Pranger stellt, entspricht der leider üblichen, inhaltsverzerrenden Praxis des Springerblatts. Dass aber auch Bildungssenator Böger der Sozialarbeiterin die rote Karte zeigt, bleibt schlicht unverständlich.

Denn die laut Böger „bestenfalls missverständlichen“ Aussagen könnten im Kontext kaum klarer sein. Die Sozialarbeiterin lobt in dem Interview ausdrücklich das Engagement der beliebten Lehrerin. Und sie beschreibt ihre eigene Angst vor der Aggressivität der Jugendlichen. Anders als viele Medienberichte, die den schlagenden Schüler schlicht als Monster darstellen, beschreibt die Sozialarbeiterin jedoch auch mögliche Motive des Schülers. Und sie berichtet, dass er nun selbst von einigen Erwachsenen als Held gesehen wird. Das ist unangenehm. Aber niemand sollte solche Tatsachen ignorieren.

Jeder Politiker müsste daher froh sein über solch sachkundige Mitarbeiter vor Ort. Er sollte sie vor einer skandalisierenden Berichterstattung schützen, die nur an der Brutalität einer Sensation interessiert ist, nicht aber an der Lösung von Problemen.

Bei den alten Griechen wurden angeblich Überbringer schlechter Nachrichten geköpft. Im modernen Berlin versucht man sie nur noch mundtot zu machen. Welch ein Fortschritt!

Gereon Asmuth war Reservespieler in der dritten D-Jugend von Weitmar 09