Nato droht Taliban mit „robustem Einsatz“

Verteidigungsminister der Nato wollen den Isaf-Einsatz in Afghanistan auf 25.000 Soldaten ausdehnen

BRÜSSEL/BERLIN dpa/dpa ■ Trotz zunehmender Terroranschläge hat die Nato die Ausweitung ihres Afghanistan-Einsatzes in den als sehr gefährlich geltenden Süden und Osten des Landes beschlossen. Die Verteidigungsminister des Bündnisses drohten am Donnerstag in Brüssel den radikal-islamischen Taliban mit einem „robusten und massiven Einsatz“. Die bisher 9.000 Soldaten zählende Afghanistan-Schutztruppe Isaf, die bis Juli auf 17.000 ausgeweitet wird, soll bis Jahresende auf 25.000 wachsen.

Welche Länder für eine Truppenaufstockung in Frage kommen, wollte eine Nato-Sprecherin auf Anfrage der taz nicht sagen. Die letzte Aufstockung war insbesondere in den Niederlanden und Großbritannien innenpolitisch stark umstritten. An der Nato-geführten Isaf sind außer den 26 Nato-Mitgliedern weitere 11 Nationen beteiligt.

„Niemand sollte sich der Illusion hingeben, dass die Isaf aus dieser Region verjagt werden kann“, sagte Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer zur Häufung terroristischer Anschläge und Angriffe. „Die Nato kommt. Und sie kommt robust und massiv.“

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung sagte, es habe in diesem Jahr bereits so viele Anschläge in Afghanistan gegeben wie im gesamten vergangenen Jahr. In Afghanistan sind derzeit rund 2.800 deutsche Soldaten stationiert, vor allem im als relativ sicher geltenden Norden. Jung sagte, er habe den Eindruck, dass die Bevölkerung dort die Hilfe durch deutsche Wiederaufbauteams der Bundeswehr schätze.

„Für mich ist es klar, dass wir auf die Probe gestellt werden“, sagte de Hoop Scheffer. „Die Taliban und andere testen uns aus, weil sie uns dort nicht haben wollen. Denn wir schaffen ein Klima von Sicherheit und Stabilität und bemühen uns um die Verbesserung des Lebensstandards der Bevölkerung. Aber wir werden sehr robust reagieren.“

Bis Juli soll die Isaf in den Süden ausgeweitet werden, bis November auch in den Osten. Dort ist bisher lediglich die von den USA geleitete „Operation Enduring Freedom“ aktiv, deren Hauptaufgabe die Bekämpfung von Terroristen ist. Gestern starben bei Überfällen im Norden und Westen 13 Menschen. HAN

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