Der Unermüdliche

Wenn es um den Drei-Schluchten-Staudamm ging, war der Bauer Fu Xiancai der wichtigste Ansprechpartner für ausländische Medien

BERLIN taz ■ Fu Xiancai sind die Konsequenzen seines mutigen Kampfes ins Gesicht geschrieben. Nach einem Überfall von Schlägern im November 2005 hat er eine Narbe auf der Stirn. Bei einem Überfall zuvor war Fu bereits ein Bein gebrochen worden, das nach seinen Angaben noch immer schmerzt.

Dabei ist der heute 47-jährige frühere Reis- und Orangenbauer kein grundsätzlicher Gegner des gigantischen Staudammprojekts am Jangtse. „Wir dachten zuerst, wir sollten das Land und den Damm unterstützen“, sagte Fu vergangenes Jahr in einem Interview. „Die Regierung würde uns entschädigen und versprach uns Jobs, aber die Versprechen erwiesen sich als hohles Gerede.“

Fu wurde mit 650 Bewohnern seines Dorfes Maoping im Kreis Zigui Mitte der 90er-Jahre nach Yangguidan im gleichen Kreis in der zentralchinesischen Provinz Hubei umgesiedelt. Weil Fu, der nur drei Jahre zur Schule ging, sich nicht einschüchtern ließ, wurde er zu einem Sprecher der Umgesiedelten, die sich von den lokalen Behörden um die versprochene Entschädigung betrogen fühlen.

Heute spricht Fu nach eigenen Angaben für bis zu 30.000 Menschen und ist in der Region bekannt wie ein bunter Hund. Schon fünfzehnmal ist er nach eigenen Angaben ins 1.300 Kilometer entfernte Peking gereist, um mit Petitionen die Zentralregierung auf die Ungerechtigkeit hinzuweisen. Andere Male wurden Fu und einige Mitstreiter laut der in New York ansässigen Organisation Human Rights in China von Sicherheitsorganen daran gehindert, die Reise anzutreten. Über 50-mal beschwerte er sich bei den lokalen Behörden. Auf deren Druck weigerten sich Postämter, Briefe des unter Überwachung stehenden Aktivisten anzunehmen, und Internetcafés wurden angewiesen, ihm den Zutritt zu verweigern.

Dennoch ist Fu einer derjenigen Kritiker des Großprojektes, der wie kein anderer auch international auf die Lage der Betroffenen aufmerksam machte und mit ausländischen Medien und Menschenrechtsorganisationen Kontakt aufnahm. Gerade das erzürnte die lokalen Behörden, die den Druck auf ihn permanent erhöhten und mit allen Mitteln bis hin zu Todesdrohungen versuchten, ihn an seinen Protesten zu hindern. SVEN HANSEN