US-Militär präsentiert Nachfolger Sarkawis

Bei dem neuen Al-Qaida-Chef im Irak soll es sich um den Ägypter Masri handeln. Oder ist das ein weiteres Pseudonym?

KAIRO taz ■ Eigentlich wollte das Pentagon nach dem Tod des irakischen Al-Qaida-Chefs Abu Musab al-Sarkawi keine neue Terror-Ikone aufbauen. Dennoch wurde jetzt ein US-Militärsprecher in Bagdad vorgeschickt, um an einer solchen ein wenig zu basteln. Man sei sich nicht sicher, aber bei Sarkawis Nachfolger handle es sich möglicherweise um den Ägypter Abu Ayyub al-Masri, ließ Bill Caldwell in der irakischen Hauptstadt verlauten.

Damit gibt der Militärsprecher vor, des Rätsels Lösung gefunden zu haben, wer sich seit dem Tod Sarkawis hinter dem Pseudonym Abu Hamsa al-Muhadscher verbirgt, der sich auf den Webseiten der militanten Islamisten als neuer Chef al-Qaidas im Irak vorgestellt hat. Al-Muhadscher, zu Deutsch „der Auswanderer“, deutet darauf hin, dass es sich, wie bei dem in Jordanien geborenen Sarkawi, nicht um einen Iraker handelt. Am Dienstag hatte „der Auswanderer“ im Internet Anschläge auf US-Truppen, irakische Regierungsbeamte und auf Bagdads Grüne Zone, dem Sitz der US-Botschaft, angekündigt.

Al-Masri, zu Deutsch „der Ägypter“, werde seit dem Tod Sarkawis intensiv gesucht, erklärt Caldwell. Al-Masris Name taucht erstmals Mitte Februar letzten Jahres auf den US-Fahndungslisten als „enger Vertrauter Sarkawis“ auf. Dort ist bereits ein Kopfgeld von 50.000 Dollar auf ihn ausgesetzt. Angeblich soll al-Masri das erste Mal zwischen 2001 und 2002 im Trainingslager al-Faruk in Afghanistan mit Sarkawi zusammengetroffen sein. Caldwells soll er bereits 2002 vor Zarkawi in den Irak gereist sein, also noch zu Zeiten Saddam Husseins. Damals unterhielten militante Islamisten Trainingslager in den autonomen kurdischen Gebieten, auf die der Diktator keinen Zugriff hatte. Unmittelbar nach dem Sturz Saddam Husseins soll al-Masri dann die erste Al-Qaida-Zelle in Bagdad gegründet haben. Er gilt als Spezialist für Straßenminen, dem größten Problem der US-Militärs im Irak. Caldwell nannte ihn „eine Art rechte Hand (Sarkawis) für militärische Operationen“.

Es gibt aber auch Stimmen, die daran zweifeln, dass al-Masri hinter dem Pseudonym „der Auswanderer“ steckt. Al-Qaida könnte den Namen als Platzhalter verwenden, bis ein Nachfolger für Sarkawi gefunden sei, heißt es selbst aus Kreisen des US-Geheimdienstes. Die überregionale arabische Tageszeitung Al-Scharq Al-Aussat zitiert nicht namentlich genannte ägyptische Sicherheitsexperten, die ebenfalls in Frage stellen, dass hinter dem Pseudonym eine konkrete Person steckt. Vollends verwirrend wird es, wenn im gleichen Artikel der bekannte libysche Islamist Noaman Bin Osman zu Wort kommt, der glaubt, dass selbst al-Masri nicht existiert. KARIM EL-GAWHARY