NPD hisst Iranflagge in Bayern

Auf ihrem Sommerfest im bayerischen Regensburg bekundet die NPD ihre Sympathie für Irans Präsident und Holocaust-Leugner Ahmadinedschad. Der tiefe Osten des Freistaats droht eine neue Lieblingsregion der Neonazis zu werden

AUS REGENSBURG MAX HÄGLER

Runen-Tatoos, „Anti Antifa“-T-Shirts, Bierbänke, die fränkische Band „Burning Hate“ und blauer Himmel. Es ist ein beschwingt-braunes Sommerfest, dass die NPD am vergangenen Samstag auf einer kleinen grünen Landzunge am Zusammenlauf von Regen und Donau feiert. Und es ist schon wieder ein Engagement der Rechten in der Oberpfalz.

Immer öfter machen NPD und braune Kameraden im nordöstlichen Teil Bayerns von sich reden: Bei der Bundestagswahl schnellte die NPD von 0,2 auf 1,9 Prozent, die rechten Straftaten stiegen im letzten Jahr um 22 Prozent, im Dezember wurden Mitglieder der „Kameradschaft Niederbayern/Oberpfalz“ wegen eines Raubüberfalls verurteilt. Und in den letzten Monaten versuchten NPD-Funktionäre Immobilien in Grafenwöhr und Cham aufzukaufen, um Schulungszentren zu errichten.

Eigentlich wollte die NPD auch ihr Sommerfest in der ehemaligen Disko „Sax“ in Cham feiern. Doch an Pfingsten hatten 7.000 Chamer parteiübergreifend gegen das braune Immobilienengagement demonstriert und die Stadt von einem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht. Diese Notlösungen und ihre Spielregeln bereiten den Sicherheitsbehörden Kopfzerbrechen: Die Gebäude in Cham etwa wurden auf rund 800.000 Euro geschätzt, der NPD-Funktionär Uwe Meenen soll 1,2 Millionen Euro geboten haben, hat aber gerichtsbekannt nur ein Einkommen von 600 Euro. Auf taz-Anfrage äußerte sich der Bayerische Verfassungsschutz jedenfalls besorgt: „Wir beobachten die rechtsextreme Aktivitäten, insbesondere der NPD mit großer Aufmerksamkeit.“

Die ist derweil in die Bezirkshauptstadt weitergezogen und hat neben der schwarz-weiß-roten Reichsflagge die iranische Fahne gehisst – aus gutem Grund, wie Peter Marx, stellvertretender Bundesvorsitzende seinen Anhängern zuruft: „Wir erleben dieser Tage eine Hetzkampagne gegen die islamische Republik Iran, aber was hat Ahmadinedschad denn verbrochen?“ Der NPD-Funktionär erinnert an das Spiegel-Interview mit Irans Präsidenten, in dem dieser den Holocaust anzweifelt. „Ich möchte seine Fragen hier nicht wiederholen, aber irgendwann wird die Wahrheit ans Licht kommen.“ Viel Beifall gibt es dafür von den gut gelaunten Parteianhängern, die mit Kind und Kegel angereist sind.

Zwei Gegendemonstrationen mit rund 1.000 Teilnehmern stört die Neonazis nicht. Sie haben auch die Auflagen der Stadt brav befolgt und ihre Bomberjacken, T-Shirts und Symbole wie „18“, „88“, „Blood and Honor“ oder „NS“ zu Hause gelassen, Tätowierungen haben sie mit Klebeband überdeckt. Kein großes Problem, auch andere Shirts können Meinung verbreiten: „Fürth bleibt deutsch“, „Heimatschutz Oberösterreich“, „You're not welcome – Hate Society“.

Alfred Zutt dagegen ist leger im Polohemd gekleidet. Am Biertisch des 72 Jahre alten Kreisratsmitglied aus dem hessischen Ehringhausen wird zu Spezi und Orangensaft über Arbeit, Patriotismus, die Juden, Hartz IV, Marx und Ahmadinedschad geredet. Was genau die Standpunkte sind, bleibt unklar. Gegen Ausländer sei man nicht, sondern gegen die Politiker, die Deutschland unters Joch gebracht hätten, gegen ihre Korruption, gegen die jüdisch-imperialistisch gesteuerten Medien, und echte Nationalisten würden sowieso keine Ausländer verprügeln. Sein Tischnachbar Thilo ist Mitte 20 und das, was man eine „Glatze“ nennt. Er glaubt, dass jeder Arbeitslose – egal ob deutsch oder nicht – faul ist, weil er selbst nach drei Monaten Arbeitslosigkeit auf die erste Bewerbung hin wieder eine Stelle als Fleischausbeiner gefunden hat. Auf seinem T-Shirt steht „Spirit of 33“, daneben ein Totenkopf.

Früher war Thilo bei der NPD, „denen war ich zu offensichtlich eine Glatze, das wollten die nicht wegen dem Image“. Jetzt wählt er DVU, „weil die wenigstens klar sagen, was sie meinen“.