Rechte schlugen zu

Staatsanwaltschaft bestätigt: Übergriff auf einen Schwarzen am Wochenende war rassistisch motiviert. Mutmaßliche Täter sind Szenekennern als Neonazis bekannt

Die Schlägerei am Wochenende in Schönefeld hatte offensichtlich einen rassistischen Hintergrund. Die Staatsanwaltschaft Potsdam spricht von „Ausländerfeindlichkeit“ und bestätigt, dass vier der Tatverdächtigen der rechten Szene angehören. Sie ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und Volksverhetzung. Für zwei der Männer wurde Haftbefehl beantragt.

Die vier Tatverdächtigen haben in der Nacht zum Sonntag die Gruppe aus sechs Jugendlichen – darunter zwei Frauen – angegriffen, als diese gerade eine Bar verlassen hatten. Den 15-jährigen Schwarzen schlugen sie auf den Kopf. Er musste schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden, schwebt aber nicht in Lebensgefahr. Auch zwei der Angreifer wurden im Krankenhaus behandelt.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Potsdam sollen die vier unmittelbar vor der Auseinandersetzung durch die Straßen gezogen sein und NPD-Sticker geklebt haben. Zudem hätten die Tatverdächtigen bereits eingeräumt, rechte Parolen gerufen zu haben, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Benedikt Welfens. Der genaue Anlass des Streits sei allerdings noch nicht klar, so der Sprecher. Nach bisherigen Erkenntnissen beschimpften die Neonazis den 15-Jährigen unter anderem als „Nigger“. Die vier Tatverdächtigen im Alter zwischen 15 und 23 Jahren seien der rechten Szene zuzuordnen, die beiden älteren sogar dem gewaltbereiten Spektrum, sagte Welfens.

Dem Antifaschistischen Pressearchiv (Apabiz) sind zumindest zwei der Angreifer schon lange bekannt. Dennis E. und Timo L. seien schon am Freitag zuvor an dem versuchten Überfall auf eine antifaschistische Veranstaltung im brandenburgischen Rangsdorf beteiligt gewesen. An diesem Abend fand in einer Schule eine Veranstaltung zu Rechtsextremismus in Brandenburg statt. Kurz vor Beginn kursierte das Gerücht, dass Neonazis die Veranstaltung stürmen wollten. Wenig später konnte die Polizei tatsächlich den Angriff von knapp 20 zum Teil bewaffneten Neonazis „buchstäblich in letzter Sekunde aufhalten“, berichtet ein Apabiz-Mitarbeiter. Unter ihnen hätten sich auch Dennis E. und Timo L. befunden.

Die beiden sind nach Angaben des Apabiz bekannte Aktivisten der Berliner Neonazi-Szene. Dennis E. sei unter anderem auf den Aufmärschen der 2005 verbotenen Kameradschaft BASO als Ordner aufgetreten. Auch habe er sich an einem Überfall auf einen vietnamesischen Imbissbetreiber beteiligt.

Die vier Tatverdächtigen sind am Sonntag zunächst von der Polizei in Gewahrsam genommen worden. FELIX LEE