Vereint gegen die Fälscher

Die USA und die EU wollen sich heute im Kampf gegen die Produktpiraterie verbünden. Dabei sind die USA hinter China selbst die Vizeweltmeister im illegalen Kopieren

BERLIN taz ■ Die Europäische Union und die USA wollen gemeinsam gegen Produktpiraterie kämpfen. Die Abmachung soll heute auf dem Gipfeltreffen in Wien besiegelt werden. Danach verpflichten sich die weltgrößten Handelsblöcke zu einem engeren Datenaustausch. US- und EU-Beamte sollen gemeinsam an Grenzen kontrollieren, aber auch in Drittländern zusammenarbeiten. So soll nicht nur verhindert werden, dass Fälschungen in die EU oder die USA gelangen. Auch Handelswege über die beiden Kontinente nach Afrika würden den Plagiatoren versperrt, hieß es.

Allein an den Grenzen der EU wurden 2005 gut 214 Millionen gefälschte Güter beschlagnahmt, doppelt so viel wie 2004. Die Dunkelziffer dürfte ein Vielfaches betragen. Seriöse Schätzungen über den volkswirtschaftlichen gibt es allerdings derzeit nicht. Jahrelang hatte eine OECD-Studie von 1998 die Diskussion bestimmt, nach der 5 bis 7 Prozent des Welthandels mit Fälschungen gemacht werden. Zwischenergebnisse einer neuen Bestandsaufnahme, die in diesem Jahr fertig werden soll, zeigen aber, dass dieser Wert überhöht ist. Die USA gehen davon aus, dass jährlich illegale Kopien für rund 512 Milliarden US-Dollar auf den Markt kommen.

Dabei haben sich die Herkunftsländer in den letzten Jahren verschoben. An der Spitze hat China Thailand abgelöst. 47 Prozent aller 2005 beschlagnahmten Plagiate stammten aus der Volksrepublik. Mit 11 Prozent an zweiter Stelle: die USA. Es folgen Thailand und die Türkei.

Gefälscht wird alles: Vor allem Haushaltsartikel, Luxusgüter und Spielwaren. Ein Teil der Produktpiraten setzt auf Billigfälschungen von hochwertigen Gütern, die dann sowohl am Preis als auch an der Qualität zu erkennen sind. Andere kopieren normale Konsumartikel und bringen sie zum gleichen Preis auf den Markt wie die Originale.

Für besonders gefährlich halten Verbraucherschützer das wachsende Geschäft mit gefälschten Lebensmitteln, Alkoholika – und besonders Medizin: Illegale Kopien machen heute ein Zehntel des weltweiten Medikamentenhandels aus, heißt es bei der EU-Kommission.

Der koordinierte Kampf gegen Produktpiraterie steht deshalb längst weltweit auf der Tagesordnung. Sowohl die USA als auch die EU haben schon eigene Aktionspläne vorgestellt. Dabei geht es um besseren Zugriff auf Firmenlisten und Datenbanken sowie stärkeren Informationsaustausch mit Flug- und Schifffahrtgesellschaften und Kurierdiensten. BEATE WILLMS