Pop, Ende etc.
: „Top Of The Pops“ wird abgeschaltet

Jetzt ist es offiziell: Pop, wie man ihn bisher kannte, ist tot. Ja, diesen Satz gab es auf diesen Seiten schon ein paar Mal zu lesen. Was ihm natürlich nicht widerspricht, weil es ihn zum Popsatz macht. Quietschlebendig, effekthascherisch und redundant. Genauer also: Pop ist am Ende – im Sinne von Jede-Woche-neu, britisch und großgemeinschaftsstiftend.

Die BBC hat angekündigt, Ende Juli „Top Of The Pops“ einzustellen. 42 Jahre lief die Sendung, als Fernsehabteilung der großen, fiesen und tollen britischen Hypemaschine. Woche für Woche wurde hier der Stand der Dinge im Pop verhandelt. Mit all dem glatten Streberpop, den Mainstream zu nennen sich eingebürgert hat, all den One-Hit-Wonders und ihrem Drei-Minuten-Glück, aber auch mit mal hoher, mal niedriger Durchlässigkeit für den ganzen irren Kram, der aus dem Underground in die Charts möchte. „Top Of The Pops“ war zu ihrer großen Zeit eine Plattform, die man affirmativ, destruktiv oder überaffirmativ nutzen konnte. Jede Popstrategie war zugelassen – nur wenn sie hier funktionierte, war sie überhaupt Pop. Weil schlichtweg alle hier aufgetreten sind, die es in den britischen Charts je zu etwas gebracht haben, braucht man auch keine Namen zu nennen. Die anderen zählen eh nicht.

„Top Of The Pops“ wird eingestellt, so die BBC, weil die Sendung „vom Musikfernsehen überrannt“ worden sei. Das ist natürlich Quatsch: Die große Zeit des Musikfernsehens ist ja selbst lang vorbei. Viel wichtiger dürfte sein, dass die popmusikalische Öffentlichkeit mittlerweile viel zu ausgefranst ist, viel zu gründlich zerfallen in tausend kleine Szenen auf der einen Seite und einigen wenigen Megastars auf der anderen. Das lässt sich nicht mehr bündeln, daraus kann man keinen wöchentlichen Fernsehhype mehr stricken. TOBIAS RAPP